272 Der Verzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870
hall in allen Klangfarben zurück. Gemäßigte Blätter wie
der Temps und das Siecle ergingen sich in der Ausmalung,
daß die Thronbesteigung eines preußischen Prinzen in Madrid
Frankreich in eine schlimmere Lage zurückwerfen würde, als
sie zur Zeit Karl's V. gewesen. Die Hohenzollern, rief
schon in heftigerem Tone der Rappel, erstreben die Welt-
herrschaft wie Karl V.; nicht zufrieden mit der Eroberung
Deutschlands, wollen sie Europa unterwerfen; es wird eine
ewige Schmach für unsere Zeit sein, daß ein solcher Plan,
wir sagen nicht, in Angriff genommen, daß er nur ausgeheckt
werden konnte. Während dieses Gelärms empfing Gramont
aus Madrid die Nachricht, daß die Cortes zur Königswahl
auf den 20. Juli einberufen seien; seine Unruhe wuchs, also
nur noch vierzehn Tage hatte er vor sich, um die Wahl zu
verhindern, und nicht einer vollendeten Thatsache gegenüber
zu stehn. 1)0 Hier also, meinte er, sich eilen und gleich mit
mächtiger Stimme dem preußischen Übermüth Einhalt thun
zu müssen. Es machte ihm keinen Eindruck, daß jetzt auch
Mercier's Bericht vom 3. in seine Hand kam, und er dort
im Einklang mit Thile's Erklärung Prim's Aussage las,
daß er nicht von Bismarck, sondern von Spaniern den An-
trag auf die Candidatur Hohenzollern erhalten habe. Gramont
sah auch darin nur eine heuchlerische Verhüllung der Wahr-
heit und erzählte seinen Collegen, Mercier habe berichtet,
den Spaniern sei die Candidatur von Außen entgegengebracht
worden. Auch in der Kammer waren die Geister bereits
in lebhafter Bewegung. Einige Deputirte aus dem linken
1) In Brüssel hatte 1831 der Congreß die Wahl des Herzogs
von Nemours zum König der Belgier beschlossen, was aber Louis
Philippe nicht hinderte, sie abzulehnen.