1868 Bayerische und Württemberger Wahlprüfungen. 21
Württemberger Wahlverfahrens mit den Bestimmungen des
Vertrags vom 8. Juli nachzuweisen, allerdings mehr in
sophistischer als überzeugender Darlegung. Darauf erhob sich
Braun (Wiesbaden), um seinem derb sarkastischen Humor jeden
Zügel schießen zu lassen. Mit kurzen wuchtigen Schlägen
zerriß er das feine juristische Gewebe des Ministers, um sich
dann zu einem grellen Bilde des Württemberger Wahl-
kampfs zu wenden, wo drei unter einander grimmerfüllte
Parteien sich in der Abneigung gegen die nationale Einheit und
in einem künstlich aufgezogenen Preußenhaß vereinigt hätten,
um jeden bundesfreundlichen, Candidaten auszuschließen, das
Alles unter offener Beeinflussung der Beamten durch die
Regierung und der Wähler durch die Beamten, wovon er
dann eine. Reihe specieller Beispiele aufführte. Mittnacht's
Vertheidigung gegen diese Angriffe war energisch und ge-
schickt. Einzelne jener Beispiele konnte er als unbegründet
nachweisen, freilich blieb noch sehr viel Unreinliches bestehn;
was die wilden Schmähungen gegen Preußen betraf, so er-
klärte er, bei einer großen populären Leidenschaft käme stets
aus den Tiefen vielerlei Schmutz zu Tage, aber es sei der
Gipfel der Ungerechtigkeit, dafür die Minister verantwortlich
zu machen; die Urheber der Leidenschaft seien vielmehr die
Männer der nationalen Partei, die stets den Eintritt Württem-
bergs in den Nordbund gefordert, deshalb den eignen Staat
als einen verfallenden und verfaulenden dargestellt, und damit
das patriotische Selbstgefühl des Volkes schwer beleidigt
hätten. Die Mehrheit unserer Abgeordneten, schloß er, ge-
hört wahrlich nicht zur Regierungspartei, aber daß ihre Ge-
sammtheit ein treues Bild der Volksstimmung in Württem-
berg darstellt, das kann ich Ihnen verbürgen. In dieser