306 Neue Forderungen Frankreichs. 1870
zurückgezogen, der Friede ist gesichert! Er ließ die Depesche
von Hand zu Hand gehn, und ein unermeßliches Getümmel
entstand. Die Speculanten jagten nach der Börse, wo binnen
wenigen Minuten die Rente von 68 auf 70 stieg und Millionen
umgesetzt wurden. In der Kammer aber stürmten Bona-
partisten und Chauvinisten auf Ollivier ein, mit wüthendem
Geschrei, das sollte die von Preußen geforderte Genugthuung,
das ein Sieg über Bismarck, das ein für Frankreich ehren-
hafter Friede sein, dieser vom Papa Anton ausgestellte Wisch;
was geht uns Papa Anton, was geht uns auch sein Söhn-
chen an? wir haben es mit Preußen zu thun, wo hat
Preußen die uns zugefügte Beschimpfung zurückgenommen?
Gleich nach Eröffnung der Sitzung kündigte Clement Du-
vernois, eine Interpellation an: Wir begehren Aufklärung
über die Garantien, welche das Cabinet vereinbart hat
oder vereinbaren will, um eine Wiederholung der Verwick-
lung mit Preußen zu verhüten. Die auf der Tages-
ordnung stehende Besprechung des Budgets ging unter
allgemeiner Unaufmerksamkeit ihren Gang. Eine große An-
zahl der ministeriellen Mitglieder drängte sich um Thiers,
der beim ersten Worte Ollivier's diesen aufgefordert hatte,
sich den Frieden jetzt nicht entschlüpfen zu lassen; sie baten
den berühmten Redner flehentlich, auf die Regierung weiter
zu diesem Zwecke einzuwirken, und verhießen ihre beste Unter-
stützung. Es war der Haufe der bei den Wahlen von den
Ministern empfohlenen Männer, friedliebende Familienväter,
aber unbedingte Diener der Regierung. Ollivier hatte sich
schwer erschüttert gleich nach dem ersten Sturme entfernt,
um Gramont aufzusuchen; Thiers verhandelte dann Stunden
lang mit den anwesenden Ministern und hoffte, wenigstens