322 Neue Forderungen Frankreichs. 1870
indessen ging er am Morgen des 13. hinaus in den Park
bei den Quellen, um dort vielleicht einen Herrn des könig-
lichen Gefolges zu treffen und durch ihn sich eine thunlichst
baldige Audienz zu erbitten. Am Ende der am Lahnufer
sich hinziehenden Allee, ganz nahe dem von einer dichten
Menschenmenge umstandenen Musikpavillon, befand er sich
plötzlich dem nur von einem Adjutanten begleiteten Könige
gegenüber. Dieser trat mit freundlicher Miene auf ihn zu:
Der Courier aus Sigmaringen, sagte er, ist noch nicht an-
gekommen, aber sehn Sie hier eine gute Nachricht. Damit
reichte er ihm ein Extrablatt der Kölnischen Zeitung mit
dem Sigmaringer Telegramm. Damit sind, setzte er heiter
hinzu, alle Ihre Sorgen und Mühen beendigt. Benedetti
erwiderte dankend, er habe bereits in der Nacht durch seine
Regierung dieselbe Kunde von dem Verzichte des Prinzen
erhalten, zugleich mit dem Auftrage, den König zu bitten —
und nun folgte die neue Garantieforderung. Der König war
überrascht und äußerst unangenehm berührt. Er begnügte
sich zunächst mit der Bemerkung, vor der Ankunft des
Sigmaringer Couriers könne er nichts sagen. Benedetti
wurde dringender: Aber Majestät, könnten wir über den
Inhalt des Schreibens nicht schon jetzt hypothetisch reden?
Wenn der Prinz verzichtet, wollen Ew. Majestät mir Voll-
macht geben, meiner Regierung das erwähnte Allerhöchste
Versprechen zu telegraphiren? „Sie fordern von mir“, er-
widerte der König, „die Übernahme einer Verbindlichkeit für
alle Zeiten und für alle Fälle; darauf kann und darf ich
nicht eingehn: ich muß mir die Freiheit vorbehalten, in jedem
einzelnen Falle mich nach den Umständen zu entschließen.
Ich habe sicherlich keinen verborgenen Plan hiebei; diese