1870 Abweisung Benedetti's. 325
König sehe damit die Angelegenheit als abgemacht an.
Benedetti hielt dennoch, unter Berufung auf das neue
Gramont'sche Telegramm, seine Bitte um eine Audienz zur
Fortsetzung des am Morgen geführten Gesprächs aufrecht.
Er erhielt wieder durch den Adjutanten die Antwort, daß
der König den Verzicht des Prinzen in demselben Sinne
und Umfange wie früher die Annahme der Candidatur
billige1), und dies der französischen Regierung zu melden
bitte, daß es aber hinsichtlich der für die Zukunft begehrten
Garantie bei der Erklärung von heute Morgen sein Be-
wenden habe. Dabei blieb es auch am Abend nach einem
nochmaligen Gesuche Benedetti's um eine Audienz. Es sei
des Königs letztes Wort.
Die Folgen dieses Beschlusses waren bedeutender, als
vielleicht der König selbst sie erwartet hatte.
Wir haben uns Bismarck's Stimmung am Abend des
12. Juli vergegenwärtigt. Noch in den ersten Morgenstunden
des 13. lebte er der Meinung, daß der Streit ohne eine
Genugthuung für Gramont's grundlose Drohungen, mithin in
einer für die preußische Ehre unannehmbaren Weise ab-
geschlossen sei; sehr bestimmt dachte er deshalb an seinen
Rücktritt vom Amte. Bald aber erschienen die Nachrichten
über die Veränderung der Lage. Zuerst eine Notiz aus
der russischen Botschaft in Paris?), daß die französische
1) So heißt es im Berichte des Adjutanten, während Benedetti
statt dessen nach Paris meldete, die Billigung sei als entière et sans
réserve gegeben worden. Die Ausdrücke des Adjutanten entsprechen
ohne Zweifel dem Auftrag des Königs, der die Billigung des Verzichts,
ebenso wie früher die der Annahme, als Familienhaupt, nicht als
Souverän, aussprechen wollte. Entière et sans réserve war sie
auch dann.
) Tagebuch Kaiser Friedrich's, 13. Juli 1870.