Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

332 Neue Forderungen Frankreichs. 1870 
eine Thatsache unbestritten, und dennoch ihre Veröffentlichung 
unangemessen sein. Schwerlich aber wird ein Zweifel darüber 
obwalten können, daß in diesem Falle die französische Re- 
gierung, welche am 6. Juli in Gramont's kriegdrohender 
Rede ihre erste Forderung öffentlich gestellt und dann nach 
deren Erfüllung ebenso öffentlich am 13. der Kammer weitere 
Verhandlungen angemeldet hatte, nicht in der Lage war, sich 
zu beschweren, wenn jetzt Preußen seinerseits den Abbruch der 
Emser Besprechungen öffentlich bekannt machte. Identisch 
aber mit diesem Abbruch war die Verweigerung weiterer 
Audienzen an Benedetti, zumal die bisherige Ertheilung der- 
selben in Abwesenheit des Ministers ein Akt persönlichen 
Wohlwollens und, nach Gramont's Rede vom 6. Juli, ein 
Ausdruck höchster Friedensliebe gewesen war. Benedetti 
selbst war weit entfernt davon, in dem Vorgang eine persön- 
liche Beleidigung oder eine Ehrenkränkung seines Kaisers zu 
erblicken. Noch in Ems las er auch das in Berlin ver- 
öffentlichte Telegramm und machte sonst keine Bemerkung 
darüber, als daß es aus dem königlichen Cabinet stammen 
müsse, da er selbst niemand die geringste Mittheilung gemacht 
habe. Er ging dann zu einer kurzen Abschiedsaudienz, die 
ihm der König auf sein Ansuchen bewilligt hatte, und die 
sich in beiderseitiger Höflichkeit verlief. 
Im Laufe des 13. Juli hatten übrigens auch bei der 
Berliner Bevölkerung Nachrichten über die ungünstige Auf- 
nahme des Hohenzollern'schen Verzichtes in Paris sich ver- 
breitet. Hatte man gestern die Friedenshoffnung nur noch 
mit halber Freude begrüßt, so setzte heute bei ihrer Ge- 
fährdung dies Gefühl in heftige Erbitterung um. Was 
wollen denn die Pariser noch weiter nach dem Wegfall der
	        
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