Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

348 Die Kriegserklärung. 1870 
beleidigt, durch sinnloses Überstürzen jede Vermittlung un- 
möglich gemacht, nach Erreichung des Wesentlichen, des Ver- 
zichts des Prinzen, eine nichtsnutzige Zänkerei um Worte 
erhoben hätten. Nicht für ein großes Interesse Frankreichs, 
rief er, sondern durch die Fehler des Cabinets haben wir 
den Krieg. Gleich seine ersten Worte erregten den Grimm 
der Arkadier und der Klerikalen. Ihr Geschrei unterbrach 
ihn bei jedem Satze: Vaterlandsverräther, elender Preuße, 
heilloser Schwätzer! — so flogen ihm in wildem Tumulte die 
Schimpfreden in das Angesicht. Der siebenzigjährige Veteran 
aber wich und wankte nicht; er klammerte sich fest an die 
Rednerbühne, bis er trotz alles Lärmens seinen Antrag auf 
Vorlage der Depeschen und Actenstücke begründet hatte. Wie 
hier der bisherige Preußenfeind mit aller Kraft den Frieden 
forderte, so vertheidigte jetzt Ollivier, der alte Freund Deutsch- 
lands, die Kriegspolitik der Regierung. Wir haben, führte 
er aus, Alles gethan, den Bruch zu vermeiden, wir haben 
selbst die Weigerung des Königs, eine Garantie für die Zu- 
kunft zu geben und unsern Botschafter nochmals zu empfangen, 
ruhig hingenommen. Aber als Graf Bismarck in hastiger 
Eile und offenbar böswilliger Absicht diese Weigerung allen 
Cabinetten mittheilte, da mußten wir in diesem Verfahren 
allerdings eine Beschimpfung Frankreichs erkennen, waren 
gezwungen, zur Herstellung unserer Ehre das Schwert zu 
ziehn, und durften um so weniger zaudern, als uns die 
Mobilmachung und der Anmarsch der preußischen Armee 
gemeldet wurde. 
Hier sprach er das für immer an ihm haftende Wort: 
wir wissen, daß wir damit eine große Verantwortung auf 
uns genommen haben, wir tragen sie mit leichtem Herzen.
	        
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