1870 Bundesrath und Reichstag. 359
Verbots für alle Zukunft eine ungereimte, und der Abbruch
der Emser Verhandlung unerläßlich gewesen. Eine Be-
schimpfung des französischen Botschafters sei nach dessen
eigenem Zugeständniß nicht vorgekommen und auch in dem
bekannten Zeitungstelegramm nicht angedeutet worden. An
die preußischen Gesandten sei darüber keine andere Mit-
theilung als die Zusendung dieses Zeitungstelegramms erfolgt.
Auf diesen Vortrag sprach der sächsische Bundescommissar,
Minister von Friesen, die unbedingte Zustimmung seiner Re-
gierung aus und schloß mit den Worten: Frankreich will
den Krieg; möge derselbe denn möglichst schnell und kräftig
geführt werden. Alle übrigen Mitglieder des Bundesraths
traten dieser Erklärung einstimmig bei.
Nachdem am 19. Juli Le Sourd amtlich die französische
Kriegserklärung, einen kurzen Auszug aus der Mittheilung
an die Kammern vom 15., übergeben hatte, trat auf Be-
rufung des Bundes-Präsidiums an demselben Tage der
norddeutsche Reichstag zusammen. Auf die Thronrede des
Königs, die in würdigen und ernsten Worten den durch
Frankreichs leidenschaftliche Erregung grundlos veranlaßten
Krieg beklagte und dann die Zuversicht auf die Eintracht
und Opferwilligkeit des deutschen Volkes aussprach, ant-
wortete am folgenden Tage das Haus durch eine begeisterte,
einstimmig angenommene Adresse, die mit dem Satze schloß:
Das deutsche Volk wird auf der Wahlstatt den Boden der
Einigung finden. Ebenso einstimmig genehmigte das Haus
in erster und zweiter und am 21. in dritter Lesung die be-
antragte Kriegsanleihe von 120 Millionen Thaler, und be-
schloß zugleich gegen die Stimmen der Fortschrittspartei, die
im Herbst zu Ende gehende Legislatur-Periode des gegen-