382 Allianzversuche. 1870
dann auch Italien die im Vertrag übernommene Pflicht er-
fülle, das päpstliche Gebiet zu respectiren und gegen feind-
liche Einfälle zu beschützen. Sodann überlieferte Gramont
dem italienischen Militär-Attaché, Grafen Vimercati, nähere
Angaben über den Vorschlag des offensiven Dreibunds, die
der Graf zunächst nach Wien und von dort nach Florenz
überbringen sollte, um dann die darüber erfolgenden Er-
klärungen des Königs zunächst wieder in Wien mitzutheilen.
Als Vertreter Frankreichs bei dieser Verhandlung würde der
Fürst Latour d'Auvergne als Botschafter nach Wien kommen.
Da man in Paris wußte, daß Osterreich und Italien
mindestens sechs Wochen, und vielleicht mehr zu ihrer Mobil-
machung nöthig hatten, so war anheim gegeben, daß beide
zwar ein Schutz= und Trutzbündniß mit Frankreich zeichnen,
zur Zeit aber neutral bleiben, und nur zum Zmpecke einer
gemeinsamen Vermittlung rüsten würden. Sobald sie schlag-
fertig wären, würden sie als Vermittler Preußen voraus-
sichtlich unannehmbare Bedingungen stellen, und nach deren
Ablehnung den Krieg erklären. Als hiefür brauchbare For-
derungen wurden angegeben, daß nie ein preußischer Prinz
den spanischen Thron besteigen dürfe, daß der durch den
Prager Frieden geschaffene Zustand, also die volle Selb-
ständigkeit der süddeutschen Staaten, von Preußen garantirt
werde, daß Osterreich seine Präsidialwürde im deutschen
Bunde zurück erhalte.)
1) Daß diese Unterhandlung durch Frankreich begonnen wurde,
steht fest durch die übereinstimmenden Aussagen des Prinzen Napoleon
(Revue des deux mondes 1. avril 1878 p. 496, Rothan's I’Allemagne
et IItalie II, 57, 64), Guticcioli's (Sella I, 258, 282) und Beust's in
seinem Brief an Metternich vom 20. Juli. Hier wird auch erwähnt,
daß Vimercati in Wien gewesen, am 20. bereits weiter gereist war,