Anmerkung zu Capitel 5. 411
„Und am Abend desselben 24., setzt Gramont hinzu, schrieb mir
Metternich, das österreichische Heer könne erst Anfang September in
das Feld rücken. Wie war da noch ein Zweifel an Euerem Beistande
möglich. Zum Überfluß erinnere ich weiter daran, was geschah, als
Graf Vitzthum wieder nach Paris zurückkam, und er nun, unterstützt
durch den Fürsten Metternich, mit mir die Grundlage und die Artikel,
eines Vertrages feststellte, der positiv erklärte, daß die bewaffnete Neu-
tralität der contrahirenden Mächte (es können nur Osterreich und
Italien gemeint sein, wobei freilich das Fehlen eines italienischen Ver-
treters auffällt) bestimmt sei, sich in thätiges Zusammenwirken mit
Frankreich gegen Preußen umzugestalten. Es waren Ihre eignen Be-
vollmächtigten, die den Gang dieser Umgestaltung vorschlugen, nämlich
man würde nach Vollendung der Rüstungen eine Zusage von Preußen
begehren, gegen den Status quo Deutschlands nach dem Fuß des
Prager Friedens nichts zu unternehmen. Ihre Beauftragten waren
es, die mit Recht die Ansicht vertraten, Preußen würde dies ab-
lehnen, womit dann der Grund zur Kriegserklärung OÖsterreichs gegeben
wäre.“
Soweit Gramont. Einige deutsche Schriftsteller haben darin ohne
irgend ein Bedenken den Beweis für eine große Kriegsverschwörung
von 1869 gegen Preußen erbracht gesehn. Beust selbst erklärte ja in
den von Gramont citirten Stellen seines Schreibens, daß Osterreich
durch den kaiserlichen Brief die Pflicht bewaffneter Bundeshülfe über-
nommen hat, und sein Vertrauensmann Vitzthum kommt nach Paris,
das erste Mal, um alle Mißverständnisse zu zerstreuen, das zweite Mal,
um der französischen Regierung den Weg zur Eröffnung des gemein-
samen Kampfes zu zeigen.
Es sei, meint man, dies Alles um so gewisser, als Beust damals
dem Briefe Gramont's mit keiner Sylbe entgegengetreten ist und
durch sein Schweigen die Richtigkeit der Angaben anerkannt hat.
Auf diese letzte Bemerkung ist einfach zu erwidern, daß der Bot-
schafter Graf Beust damals von seinem vorgesetzten Minister die Weisung
erhielt, die Correspondenz mit Gramont nicht weiter fortzusetzen. Im
Übrigen genügt es, auf die oben angeführten Thatsachen zu verweisen.
Nämlich:
Im Jahre 1869 haben die drei Souveräne sich nicht Kriegshülfe
versprochen, sondern nur gesagt, ohne Vorwissen der Andern kein
Bündniß mit einem Dritten einzugehen.