2. Capitel. 
Schwankungen der französtschen Volitik. 
1. Erhebung des Tiberalismus. 
In Deutschland hatte die Regierung durch ihre großen 
Kriegserfolge die Macht erlangt, die Bewegung der poli- 
tischen Parteien in festen Schranken zu halten. Zugleich aber 
hatte sie durch die nationale Bedcutung ihrer Siege die 
Herzen der Mojorität wenigstens in Norddeutschland ge- 
wonnen, darauf gestützt, ohne Angstlichkeit die bestehenden 
Freiheitsrechte der Bürger anerkannt und erweitert, und der 
Volksvertretung im Bunde eine starke und einflußreiche 
Stellung eingeräumt. Gewiß, der Fluß der Dinge stand 
nicht still; neue, weitere Forderungen erhoben sich, aber ein 
stabiles Gleichgewicht war für längere Zeit gesichert. 
Anders stand es in Frankreich. Um diese letzte Phase 
des zweiten Kaiserreichs und damit die Ursache des großen 
Kriegs richtig aufzufassen, müssen wir uns den bisherigen 
Verlauf in raschem Überblick vergegenwärtigen. Nach seinem 
Ursprung war das Kaiserthum das Erzeugniß eines revo- 
lutionären Umsturzes, eines socialen Kriegsstandes. Gegen- 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. Vll. 5