1868 Die Arkadier, conservative Kriegspartei. 81
wärtigen Unruhstifter und Übelthäter, im Umlauf. Er besolde
die Wiener, die Pesther und die süddeutsche Presse, er habe
Garibaldi's Rothhemden Geld und Waffen geliefert, er bezahle
die Revolutionshelden in Rumänien und in Spanien, er stehe
in Verbindung mit der Agitation der russischen Panslavisten;
er habe vornehme Damen der höchsten Pariser Kreise in
seinem Dienst, um dort den Samen des Unfriedens aus-
zustreuen. Es gebe kein Versprechen, das er nicht gebrochen,
keinen Vertrag, den er nicht mißhachtet hätte. Er sei voll
von Talent und Kühnheit, aber ein gewissenloser Staats-
mann, ohne Treu noch Glauben. Nach Österreichs Nieder-
lage sei er rastlos beschäftigt, auf allen Seiten Minen zur
Sprengung der französischen Übermacht, der einzigen Schranke
seiner wilden Ehrsucht, zu graben. Frankreich möge sich vor-
sehn! Nicht weniger thätig war die Partei in der nächsten
Umgebung Napoleon's. Die Kaiserin Eugenie war schön,
klug und lebenslustig, weder kriegseifrig noch blutdürstig:
aber sie blickte mit Sorge auf den kränklichen alternden
Gemahl und vernahm jetzt jeden Tag, daß die Thronfolge
ihres jungen Sohnes unsicher sei, so lange der Name Napoleon
den ererbten Schmuck glänzender Siegeslorbeeren entbehre.
Ein großer Theil des Klerus stimmte ein bei jeder Schmähung
gegen das protestantische Preußen und den Kirchenräuber
Victor Emanuel. Daß die überwiegende Masse des Officier-
corps mit Jubel von der Rache für Sadowa redete, verstand
sich von selbst.
Wie wir wissen, theilten die Häupter der Regierung
diese Kriegslust ganz und gar nicht. Napoleon, Rouher,
Niel kannten zu genau die Unzulänglichkeit der neuen fran-
zösischen Rüstung, die Isolirung Frankreichs in Guropa, die
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. VII.