84 Versuch eines Dreibundes. 1869
in Brüssel bekannt geworden, so erhob sich eine allgemeine
Unruhe, und der Ruf ging durch das Land, dies sei der
erste Schritt zur Einverleibung Belgiens in das französische
Kaiserreich. Am 11. December kam die Angelegenheit in der
zweiten Kammer zur Sprache, und der Minister Frere-Orban
erklärte, eine Abtretung belgischer Bahnen an eine ausländische
Gesellschaft sei ohne Genehmigung der Regierung unmöglich,
und diese Genehmigung werde niemals ertheilt werden. Trotz-
dem bestanden die Bahnen, die auf den mächtigen Rückhalt
Frankreichs bauten und das Recht der Regierung zu einem
solchen Verbote bestritten, auf ihrem vortheilhaften Handel und
brachten ihre Verträge mit der Ostbahn am 31. Januar 1869
zum endgültigen Abschluß. Da aber brach die patriotische
Aufregung des Volks in brausenden Ergüssen zu Tage, der
Gegensatz der Parteien trat bei dem Aufschwung des National-
gefühls zurück, und der sofort entschlossene Minister zauderte
keinen Augenblick, der Autorität der Regierung und der Frei-
heitsliebe des Volkes energischen Ausdruck zu geben: am
10. Februar legte er der zweiten Kammer ein neues Gesetz
vor, welches eine Veräußerung jener Art von der Erlaubniß
der Regierung abhängig machte. Zehn Tage später hatte
dasselbe die fast einstimmhige Genehmigung beider Kammern
gefunden, wurde am 23. publicirt, und die Bahrverträge
waren damit der Nichtigkeit verfallen.
In Paris, wo man Frere-Orban's Erklärung vom
11. December unbeachtet gelassen und mit dem Abschluß der
Verträge am 31. Januar die Sache für vollendet gehalten
hatte, war die Überraschung und Entrüstung über das rück-
sichtslose Durchgreifen Frere-Orban's groß. Allen voran
war die Presse der Arkadier, die hier bereits den Samen zu