1869 Belgischer Protest gegen die Verträge. 85
einem großen Kriege ausgestreut sah; nach löblichem Gebrauche
meldete sie als völlig beglaubigte Thatsache, die belgische
Regierung, zuerst von der freundlichsten Gesinnung beseelt,
habe dann unter dem Drucke von Bismarcks Einfluß den
feindseligen Schritt gethan, um Frankreich zu verletzen, Zwie-
tracht zu erregen und Preußen einen bequemen Vorwand zu
einem Angriffskrieg gegen Frankreich zu liefern. Die ge-
hässige Erfindung wurde von allen Seiten her nachdrücklich
zurückgewiesen, und ihre Urheber vermochten auch nicht das
Atom eines Beweises zu liefern. Aber nur um so empörter
war man in Paris über die Keckheit, womit das kleine
Belgien sich einem Plane des großen Frankreich in den Weg
gestellt habe. Ein solches Auftreten sei eine offene Beleidi-
gung der französischen Ehre, für welche eine unbedingte Ge-
nugthuung geleistet werden müßte; die geringste Forderung
gehe auf die sofortige Genehmigung der angefochtenen Verträge.
Auch Napoleon war schwer betroffen und persönlich ver-
letzt. Eine so harmlose Sache, der Ankauf einer Bahnver-
waltung, unbeschadet der Landeshoheitsrechte, und dagegen
eine patriotische Entrüstung, ein Scandal, der seinen Wider-
hall zuerst in Frankreich und dann in ganz Europa fand.
Das Benehmen der belgischen Regierung, sagte er, ist ein
Schlag in mein Gesicht. Dazu kamen aber in demselben
Augenblick Berichte der französischen Diplomatie aus Deutsch-
land, welche bei Napoleon's gereizter Stimmung seine Er-
bitterung weit über das Maaß des gemeldeten Inhalts hinaus
steigerten. Es war ein Gerücht aufgetaucht, Preußen habe
sich Frankreich verpflichtet, drei Jahre lang an dem Zustande
Deutschlands nichts zu ändern. Napoleon wußte natürlich,
daß es falsch war, aber unangenehm war es immer, daß