1869 Napoleon schlägt Ssterreich u. Italien einen Dreibund vor. 87
in seinen deutschen Sachen so forttorkelt, kann er trotz der
allgemeinen Friedensliebe eine furchtbare Explosion veranlassen.
Eben diese Besorgnis war es, welche Napoleon im Augen-
blicke zu völlig unerwarteten Entschließungen vorwärts drängte.
Er berief Metternich und Vitzthum in die Tuilerien
und sagte ihnen, sie hätten ihn zu einer Abrüstung auf-
gefordert, die in diesem Augenblicke weniger als jemals thun-
lich sei. Er wolle ihnen etwas Besseres vorschlagen, nämlich
eine Tripel Allianz zwischen Frankreich, Osterreich und Italien.
Die Verhandlung würden sie mit Rouher zu führen haben;
das tiefste Geheimniß sei unerläßlich; kein Mensch dürfe eine
Sylbe davon erfahren, auch der ihm sonst vertraute Lavalette
nicht, der vor Kurzem das Ministerium des Auswärtigen
übernommen hatte, und am wenigsten der eitle Schwätzer
Gramont, der französische Botschafter in Wien.1) Nach
einigen Tagen legte ihnen Rouher den Bundesentwurf vor:
die drei Mächte vereinigen sich, um allen preußischen Er-
oberungsgelüsten Schach zu bieten und dann Osterreich seine
frühere Stellung in Deutschland wieder zu verschaffen. Wenn
Rouher geglaubt hatte, daß dieses Angebot als unwider-
stehlicher Magnet auf Osterreich wirken würde, so wurde er
sehr schnell enttäuscht. Vitzthum nahm auf der Stelle das
Wort zu der Erklärung, daß bei den innern Zuständen
Osterreichs und den ihm wohlbekannten Grundsätzen Beust's
an solche Bestimmungen gar nicht zu denken sei. Metternich
bestätigte das unbedingt, forderte aber Vitzthum auf, einen
Gegenentwurf zu schreiben. Vitzthum erklärte sich-dazu bereit.
Seine Ausarbeitung begann dann mit den Worten: die drei
Mächte, entschlossen, fortan die gleiche politische Linie im
1) Beust a. a. O. II, 341. Dazu ungedruckte Memoiren.