jede andere Körperschaft. Alles, was wir an umfassenden Volks-
bildungsanstalten haben, ist weder der Kirche noch irgendeiner
anderen Organisation, sondern allein dem Staate zu verdanken.
Bei uns in Deutschland hat nicht die Kirche die Schule, wie sie in ihrer
Gesamtheit heute ist, geschaffen, sondern der Staat.
Die Wirlsamkeit der Kirche auf diesem Gebiet ist allerdings
älter als die des Staates. Die Kirche hatte im frühesten Mittelalter
bereits Schulanstalten, aber sie pflegte nur die Kultur, die sie für
ihre Diener brauchte und die nötig war, um die von ihr erreichte
Menschheit in ihre Gedanken und Jwecke hineinzuziehen. Darüber
hinaus ist ihre Wirksamkeit ohne große Bedeutung. Kuf den alten
kirchlichen Anstalten haben sich zwar die modernen Universitäten und
höheren Lehranstalten aufgebaut. Sie haben sich aber von der Mutter
Kirche naturgemäß bald getrennt.
Sür die Beschulung des Dolkes im engeren Sinne hat die Kirche
noch weniger geleistet. Unsere Stadtschulen sind nur vereinzelt aus
kirchlichen Wurzeln entsprungen, vielmehr aus den von der Kirche
befehdeten, verfolgten, mit Tributen belegten Winkel-, Rechen= und
Schreibschulen usw., die in bewußter Abweichung von der kirchlichen
„Beschulung die Bedürfnisse des bürgerlichen Lebens befriedigen
wollten. Sie sind später kommunale Uustalten geworden, und schließ-
lich hat der Staat seine hand auf sie gelegt. Die Landschulen vollends
sind durch Staatsgebot und Staatszwang, nicht immer mit freudiger
Unterstützung der Kirche, auch nicht mit Unterstützung der Bevölkerung,
ins Leben gerufen worden. Wo Unterricht und Erxziehung alle im
Dolke erreichten, hat der Staat die gesetzlichen Grundlagen geschaffen
und die Durchführung der Gesetze erzwungen. Richt die KNirche.
Es ist auch augenscheinlich, daß die Staatsschule zurzeit nicht
nur äußerlich im Dordringen begriffen ist, sondern auch ihre.
Kufgabe immer vollständiger zu lösen sich anschickt. Mit der „fort-
schreitenden Derweltlichung und Derstaatlichung des Bildungswesens“
läßt sich, wie Daulsen überzeugend darlegt („Das deutsche Bildungs-
wesen in seiner geschichtlichen Entwickelung“, S. 171 und 172) „die