Full text: Grundzüge der deutschen Schulgesetzgebung.

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beständige Kusbreitung schulmäßiger Bildung über immer 
weitere Kreise, die Demokratisierung der Bildung“ überall ver- 
folgen. 
ber die einseitige kirchliche Ruffassung der Schule wird von 
den klerikalen Darteien innerhalb und außerhalb des Deutschen 
Reiches auch zurzeit noch vertreten. Diese Darteien übersehen nicht 
mehr, aber sie unterschätzen das ganze reiche, große Leben außerhalb 
der Kirchenmauern und blicken immer nur auf einen einzigen Punkt, 
auf die religiöse bzw. kirchliche Erziehung. Die Religion in der stark 
einseitigen Kuffassung als Lehre vom Jenseits steht ihnen im Mittel- 
punkte des Weltganzen. Klle Gegenstände sollen sich peripherisch um 
dieses eine herumordnen, alles von diesem religiösen Leben und 
Denken durchtränkt werden, bis zum Schreiben, Rechnen und Aurnen. 
Und diese Religion und ihre Diener sollen in dem Ganzen der Bildungs- 
arbeit die herrschaft ausüben. Die religiöse Erziehung, sagt man, 
ist mur gesichert, wenn auch in allen übrigen Gegenständen derselbe 
Geist waltet und die im Religionsunterrichte vertretenen pädagogischen 
Grundsätze überall Anwendung finden. Und andererseits müßten 
auch in rein wissenschaftlicher Beziehung die Dogmen ein noli me 
tangere bleiben, nicht nur im Religionsunterrichte, sondern in allen 
Lehrfächern, in der Geschichte, der Literatur, der Naturwissenschaft. 
Von der Drovinz des Religionsunterrichtes aus konstruiert man so 
die Berechtigung zur Beeinflussung und Leitung des Gesamtunter- 
richtes und — zur herrschaft über denjenigen, der in der Schule wirkt, 
über den Lehrer. 
Eine solche Kuffassung verträgt sich mit dem heutigen Kulturleben 
nicht. Die menschliche Kultur ist nicht eine um eine bestimmte Ge- 
dankenwelt gruppierte Einheit, sondern eine Dielheit von Kultur- 
entwickelungen, und in dieser Dielheit haben die verschiedensten 
Kulturgüter Selbstwert und eigene Pflege zu beanspruchen. Weder 
der Gelehrte, noch der Künstler, noch der Gottesmann steht in der 
Kulturentwickelung auf der Kommandobrücke; die Phantasmen von 
einem JFentrum, heiße es MWissenschaft oder KNunst oder Religion
	        
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