— 14 —
oder Ethik, sind nichts als kurzsichtige Überschätzungen des eigenen
Cebens= und Krbeitsgebietes. Der Erxzieher darf sich durch diese
falschen Selbsteinschätzungen nicht beirren lassen: seine Kufgaben
und seine Krbeitsmittel liegen auf allen Gebieten menschlichen
Lebens und Krbeitens, menschlichen Schaffens und Genießens. Damit
ist aber die Kirchenschule zur Unmöglichkeit geworden, und die Schule
kann nur von nationalen Organisationen getragen werden, die das
gesamte Kulturgut zusammenfassen. Das sind die Staaten und die
Staatenverbände.
Km allerwenigsten ist die einseitige kirchliche Kulturauffassung
der Dolksschule gegenüber am Platze. Diejenigen Dolksschichten,
die in der Dolksschule vorgebildet werden, haben es mit dem Dies-
seits, mit der Beherrschung der Materie, mit der Arbeit an der Materie,
mit wirtschaftlichem Schaffen und Sorgen noch etwas mehr zu tun als
diejenigen, die auf höheren Schulen und Universitäten vorgebildet
werden. Schon aus diesem Grunde ist es nicht richtig, die Bildung
des Dolkes in eine so einseitige Kuffassung zu zwängen, wie die Kirche
es will, die „anderen" dagegen von der Kirche mehr oder weniger frei
zu lassen.
Die klerikale Schulpolitik, die im GErunde nichts weiter will
als die Unterordnung der Schule unter die Geistlichkeit, weiß für harm-
lose sich dadurch eine besondere Bedeutung zu geben, daß sie sich als
alleinige Trägerin der „christlichen" Schule ausgibt. Die von
Driestern behütete Schule ist aber nicht ohne weiteres christlich und
ein Schule ohne diesen Schutz nicht unchristlich. Christus stand in
hartem Streite mit den damaligen AUrägern des geistlichen Kmtes.
Er hat die Religion aus der hand der Priester genommen, sie als
Kircheninventar nicht anerkennen wollen und sie zum Menschheits-
gut gemacht. Und was speziell die Schule anbetrifft, so wird es schwer
fallen, in den christlichen Urkunden irgend etwas über die geistliche
Schulaufsicht und ähnliche Priesterbehütung des öffentlichen Unter-
richts zu finden. Es ist direkt geschmacklos und ungehörig, diese
Sorderungen ohne weiteres als „christlich" zu firmieren. Man darf