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seine Räthe im dienstlichen Verkehr häufig heftig und aus—
fallend geworden. Ich habe nie etwas derartiges bemerkt
(einen einzigen, später zu erwähnenden Fall ausgenommen).
Mir gegenüber hat der Fürst nie einen andern Ton an—
geschlagen, als wie er zwischen Gentlemen üblich ist. Im
Gegentheil, er war immer die Höflichkeit selbst und ging
in dieser Beziehung viel weiter als die meisten anderen
Minister, von Camphausen ganz zu schweigen. Aber
freilich, man mußte ihn nicht ungeduldig und nervös
machen.
Die Bureau- und Unterbeamten der Reichskanzlei
standen sehr in der Furcht des Herrn. Sie wußten, daß
das kleinste Versehen, der geringste Verstoß gegen die
Dienstordnung nicht ungerügt blieb und vor dem donnernden
Jupiter zitterten sie. Als unumstößliche Regel galt, daß
Niemand vorgelassen wurde, der nicht vorher angemeldet.
und dann zu einer genau bestimmten Stunde „bestellt“
worden war.
Eines Tages fährt der König von Sachsen vor. Der
Jäger schwingt sich vom Bock und sagt zu dem Portier:
„Melden Sie, daß Seine Majestät vorgefahren ist.“ „Ist
er bestellt?“ fragte der Portier. „Nein“, erwidert der
Jäger verblüfft. „Da kann ich ihn auch nicht melden.“
Weiteres Parlamentiren war nutzlos. Der König fährt
von dannen. Nach einiger Zeit dämmerte es dem Portier,
daß er in der striksten Ausübung seines Dienstes vielleicht
des Guten doch etwas zu viel gethan haben könne, er
meldete mir kleinlaut den Vorfall. Ich begab mich sogleich
zum Fürsten, welcher die Sache dadurch redressirte, daß
Erinnerungen an Bismarck.