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mit den Gefühlen aufrichtigster Verehrung auch der Fürstin
Bismarck zu gedenken. Sie ist das Vorbild einer deutschen
Hausfrau genannt worden, wie ich glaube, mit Recht.
Einfach und anspruchslos in ihrer Erscheinung und ihrem
Denken und Empfinden war sie doch temperamentvoll, von
rascher Auffassung und gesundem, den Nagel auf den
Kopf treffendem Urtheil. Vom Leben verlangte sie nichts
für sich; sie ging ganz in ihren Mann auf. Seine
Freunde waren ihre Freunde, seine Feinde ihre Feinde;
ja man darf wohl sagen: sie liebte seine Freunde und
haßte seine Feinde weit intensiver noch als er. Die Sorge,
die sie seiner Gesundheit widmete und die sie Tag und
Nacht erfüllte, ließ sie das eigene Wohlbefinden ganz ver—
gessen. Wenn sie auch in Berlin die Bürden fürstlicher
Repräsentation mit ruhiger Sicherheit trug, am wohlsten
fühlte sie sich doch in Varzin und Friedrichsruh, wo sie
nichts anderes zu sein brauchte als Gattin und Mutter
und Hausfrau. Auch auf mich übertrug sie etwas von
der Fürsorge, mit der sie Alle umgab, die ihrem Haus—
wesen angehörten. Wenn ich nach längerer Abwesenheit
in Varzin oder Friedrichsruh eintraf, konnte ich sicher
sein, am ersten Mittag meine Leibgerichte auf dem Tische
zu finden. Für meine Töchter interessirte sie sich lebhaft,
und meinem Sohne, der sich damals im Kadettenkorps be-
fand, schickte sie zu seinem Geburtstage ganze Körbe von
„Fressalien“". Unaufhörlich aber beschäftigte sie der Ge-
danke, wie sie von ihrem Manne Sorgen und Verdrießlich-
keiten fernhalten könne und sie war unerschöpflich in
tausend kleinen Aufmerksamkeiten für ihn. Ihr einziger