Finanzminister gefunden zu haben glaubte, und nannte
frischweg Hobrecht. Der Fürst besann sich eine Weile und
äußerte dann: „Gedacht habe ich an den auch schon,; ich
glaube aber nicht, daß er annehmen wird.“ Dann fragte
er mich, ob ich mit Hobrecht so genau bekannt sei, daß ich
ihn noch in dieser Nacht überfallen und fragen könne, ob
er Minister werden wolle. Ich bejahte dies. Der Fürst
bat mich nun, Hobrecht sofort aufzusuchen und ihm Nach—
richt zu bringen. Er werde nicht einschlafen, bis ich zurück—
gekehrt sei.
Es war nach 1 Uhr Nachts, als ich an Hobrecht's
Wohnung klingelte. Der Diener, der mich kannte, theilte mir
mit, daß der Herr Oberbürgermeister noch in einer Abend—
gesellschaft sei, aber jeden Augenblick zurückkehren könne, und
führte mich dann auf Verlangen in Hobrecht's Arbeits—
zimmer. Hier fand ich auf dem Sofatisch das letzte Heft der
„Preußischen Jahrbücher“ aufgeschlagen und zwar bei einem
Treitschke'schen Essay über die Geschichte des Zollvereins. Ich
las die kurze lebendige Schilderung der ersten Wirksamkeit
des Finanzministers von Motz. Nach Verlauf einer kleinen
halben Stunde erschien Hobrecht im Frack und weißer Binde.
Haltung und Sprache ließen zweifellos erkennen, daß er
aus einer fröhlichen Gesellschaft kam. Er war natürlich
höchst erstaunt über meine Anwesenheit zu so später Nacht-
stunde und dies Erstaunen wich nicht, als ich ihm möglichst
von Schwerin oder Strelitz, spielte an der Bank zu Doberan und be-
setzte dieselben Nummern, wie ein neben ihm stehender, reich gewor-
dener Töpfermeister. Als beide ihr Geld vollständig verjeut hatten,
fragte der Großherzog: „Na Pötter, wat makt wi nu?“ „Oh“, er-
widerte der Töpfermeister: „Hoheit schriewen Stüern ut, un ik mak Pött.“