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unbefangen sagte, ich sei gekommen, um bei ihm noch eine
Cigarre zu rauchen und eine Flasche Selterswasser zu
trinken. Beides wurde herbeigeschafft. Hobrecht entledigte
sich seines Gesellschaftsanzuges und setzte sich mir dann
behaglich und neugierig gegenüber, mehr und mehr zu der
Ueberzeugung kommend, daß ich ihm noch etwas Besonderes
mitzutheilen habe. Als er mich endlich direkt darauf an—
redete, erwiderte ich: „Gewiß, ich wollte Sie nur beiläufig
fragen, ob Sie nicht Lust haben, Finanzminister zu werden.“
Hobrecht sah mich starr an. Er hielt das Ganze für
einen Scherz und wußte nicht recht, wie er ihn aufnehmen
sollte. Als ich indessen meine Frage kaltlächelnd wieder—
holte und dabei hinzufügte, der Kanzler habe mich aus—
drücklich beauftragt, noch in dieser Nacht mit ihm zu ver—
handeln, sprang er erregt auf, lief im Zimmer umher und
rief hochaufathmend: „Diese Sache könnte einen ja mit
einem Mal nüchtern machen.“
Ich sagte, indem ich auf die „Preußischen Jahrbücher“
hinwies, daß ich zu meiner Freude ersehen, wie er heute
noch die Geschichte der preußischen Finanz-Politik studirt
habe; ich müsse das als ein gutes Omen für den Erfolg
meiner Mission ansehen.
Nach einer Weile fragte mich Hobrecht, wann er mich
morgen Vormittag sprechen könne. Ich antwortete, daß
ich bis 12 Uhr zu Hause sein werde.
„Nun“, sagte Hobrecht, „ich werde mir die Sache be-
schlafen. Wenn ich morgen im Kater noch so denke, wie
heute in der Bezechtheit (er gebrauchte eigentlich einen
derberen Ausdruch), so sage ich: Jal“