Full text: Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismarck.

51 
Uhr zum Thee einlud (## gefälligst im Ueberrock), worüber 
ich der Fürst sehr amüsirte. 
Ein Drittes, nicht das Unwichtigste kam noch hinzu. 
Es ist etwas Großes, in einen großen Mann sich hinein- 
zuleben, seine Gedanken, Plänc, Entschlüsse sich anzueignen, 
gewissermaßen in ihn aufzugehen. Die eigne Individua- 
lität aber geräth dabei in Gefahr, zerrieben zu werden. 
Ich sehnte mich nach Freiheit der Bewegung, nach unab- 
hängiger Thätigkeit, nach selbstständigem Handeln und 
Schaffen. Ich habe immer ein volles Verständniß gehabt 
für den tiefen Sinn des Wortes, das man Julius Cäsar 
in den Mund legt: Lieber in diesem Dorfe der erste, als 
in Rom der zweite. Uebrigens sans comparaison! 
Schon im Frühjahr 1881 bat ich den Fürsten, mir 
den Rücktritt in die Preußische innere Verwaltung zu ge- 
statten. Er erkannte meinen Wunsch als berechtigt an 
und versprach, mir ein geeignetes Amt zu vermitteln. Als 
ich ihn aber einige Monate später an dieses Versprechen 
erinnerte (: es bot sich dazu eine besondere Gelegenheit), 
da brauste er auf und warf mir in gereizten, heftigen 
Worten vor, daß mein Denken und Trachten nur darauf 
gerichtet sei, ihn zu verlassen. Es ist dies das erste und 
einzige Mal, daß er in einem verletzenden Tone mit mir ge- 
redet hat. Auch diese Scene befestigte noch meinen Ent- 
schluß, aus der Reichskanzlei auszuscheiden. 
Als es dann aber nach mehreren weiteren Monaten 
wirklich zum Abschied kam und ich nach Varzin gefahren 
war, um mich persönlich beim Fürsten abzumelden, als ich 
dort wieder mit ihm am Kamine saß, wie so häufig zuvor, 
47
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.