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Ihnen als zu kleinliches Detail erscheint. Möglicherweise
dient es aber doch zur Charakteristik des großen Staats-
manns, dessen Persönlichkeit der Mittelpunkt meiner Mit-
theilungen sein wird.
Nach dieser kleinen captatio benevolentiae bitte ich
ohne Weiteres zur Sache kommen zu dürfen.
Es war am 18. Januar des Jahres 1875, als ich
Vormittags ein Billet erhielt, in dem ich ersucht wurde,
mich zum Zweck einer vertraulichen Besprechung um 9 Uhr
Abends in der Wohnung des Reichskanzlers Fürsten
Bismarck einzufinden.
Irch war damals als Mitglied des Abgeordnetenhauses
in Berlin. In meinem Civil-Verhältniß war ich Landrath
des Kreises Mettmann in der Rheinprovinz.
Ich hatte keine Ahnung, um was es sich handeln
könne, und begab mich daher mit einiger Spannung in
das alte Dienstgebäude des Reichskanzlers, das jetzige aus-
wärtige Amt, wo ich wenige Minuten vor 9 eintraf. Daß
es mit großer Präzision in diesem Hause zugehe, konnte
ich gleich hier konstatiren, denn der Kanzleidiener im Vor-
zimmer, dem ich meinen Namen nannte, erklärte, mich noch
nicht melden zu dürfen, da ich erst um 9 Uhr erwartet werde.
Mit dem Glockenschlage verschwand er im Arbeits-
zimmer des Fürsten und im nächsten Momente stand ich
dort dem mächtigen Kanzler des Deutschen Reiches gegen-
über, mächtig nicht nur durch die Gewalt seines Namens
und seiner Thaten, mächtig auch im physischen Sinne des
Wortes — an Haupt und Gliedern.
Der Fürst reichte mir die Hand und fragte, ob ich