Full text: Tirpitz, Erinnerungen. Volksausgabe.

170 Hauptfragen des Krieges 
Wenn dagegen das deutsche Volk aus dem Taumel des Zusammen- 
bruchs erwacht und sich mit Stolz und Rührung der ungeheuren 
Kraft, Tugend und Opferbereitschaft erinnert, welche es im preußisch- 
deutschen Staat auch noch während des Krieges selbst hat entfalten 
können, so wird es die Erinnerung an den Weltkrieg neben seine 
höchsten nationalen Heiligtümer stellen dürfen. Wie wir trotz unserer 
geringwertigen Bundesgenossen einer so furchtbaren gewaltigen Über- 
macht standhielten, wie wir der englischen Weltverschwörung gegen uns 
trotzten, der Verleumdung unserer friedlichen Gesinnung und dem 
brutalen Vernichten unzähliger deutscher Einzelexristenzen in allen Erd- 
teilen ungeachtet jahrelang den Mut nicht sinken ließen, und wie unsere 
Männer zu Wasser und zu Lande es verstanden haben, den Feind 
zu treffen und sich selbst zu opfern: Daran mögen sich künftige 
Geschlechter unseres Volkes bewundernd ihren Glauben stärken. Aber 
Deutschland war wie zu Luthers Tagen „ein weidlicher Hengst, dem 
nur eines mangelt, der Reiter“. Der aufgezwungene Kampf war zuerst 
in jeder Hinsicht aussichtsvoll, er gewährte sogar nach allen begangenen 
Fehlern noch im Oktober 1918 die Möglichkeit, einen Vernichtungs- 
frieden abzuwehren. Aber innerpolitische Begehrlichkeit, welche die gan- 
zen Kriegsjahre hindurch immer bereit gewesen war, vor dem Feind 
zu kapitulieren, hatte die Zügel der führerlosen Nation ergriffen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.