Full text: Tirpitz, Erinnerungen. Volksausgabe.

178 Die Hochseeflotte im Kriege 
die Erlaubnis zur Heimfahrt zu befolgen; mit vier Hilfsschiffen im 
Atlantik arbeitend, umschwärmt von englischen Kreuzern, aber bauend 
auf seine überlegene Schnelligkeit, strebte er nach neuen Erfolgen, bis 
ihn selbst und sein Schiff eine Explosion vernichtete, die wahrscheinlich 
von einem im Ausland gekauften unsicheren Sprengstoff herrührte. 
Die „Königsberg“ unter Kapitän z. S. Loof ist nach scharfen Kämpfen 
gegen große Übermacht erlegen. Der Kommandant und ein erheblicher 
Teil der Besatzung haben dann den Feldzug in Ostafrika unter Gene- 
ral v. Lettow-Vorbeck mitgemacht. Viel Ehre haben gute treue Deutsche 
auch von späteren Kreuzerfahrten heimgebracht. Kühnster Unterneh- 
mungsgeist führte die Hilfskreuzer „Meteor“, „Greif“, „Möwe“, 
„Seeadler“, „Wolf“ durch die englischen Gewässer hindurch nach dem 
Ozean. Der Geist, den sie zeigten, war aber der Geist der Hochsee- 
flotte, denn sie waren von deren Offizieren und Mannschaften besetzt. 
Nachhaltige Wirkung auf den Verlauf des Krieges konnten unsere Aus- 
landsschiffe nicht bringen, da sie ohne jede Hilfe durch eigene Stütz- 
punkte in abgemessener Zeit erliegen mußten. Immerhin ist das, was 
wir an Verlusten dem Feind beigebracht haben, mindestens dreimal so 
groß als das, was wir selbst dabei eingesetzt haben. Merkwürdig dabei 
ist die Erscheinung, daß das Erliegen unserer Schiffe nie auf offener 
See, sondern stets dann eintrat, wenn die Kreuzer notgedrungen mit 
dem Lande in Berührung kamen. 
Wenn man sich diese Wirkungen unserer Flotte auf die Gestaltung des 
Krieges vor Augen hält, so wird man anerkennen müssen, daß ihre Taten 
groß und ruhmreich waren. Mir ist außer dem letzten Zusammensturz 
kein Fall bekannt, in dem das Personal sich nicht mit größter Tapfer- 
keit und Hingabe geschlagen und bei dem unsere personelle und qua- 
litative Überlegenheit sich nicht dargetan hätte. Man wäre nicht unbe- 
rechtigt zu sagen, gegen eine fünffache Übermacht ohne Stützpunkte 
draußen, in ungünstigster seestrategischer Lage daheim, sei nicht mehr 
zu verlangen gewesen. Und dennoch, unsere Marine war so gut, daß 
von ihr das Höchste hätte erreicht werden können, wenn es gefordert 
und nicht gehemmt worden wäre. 
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Organisation, Ausbildung, Anschauungsweise und Geist unserer 
Flotte waren auf rasches Handeln und offensives Zupacken erzogen,
	        
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