Full text: Tirpitz, Erinnerungen. Volksausgabe.

184 Die Hochseeflotte im Kriege 
action“, und um bei Scapa Flow oder vor Dover eine Schlacht zu 
schlagen, dazu waren die zahlenmäßige Unterlegenheit unserer Hochsee- 
flotte zu groß und die Verhältnisse für uns zu ungünstig. 
Besonders bemerkenswert ist ein Vorstoß, der unsere Flotte bie 
auf dreißig Seemeilen ab von Sunderland heranführte und in Fühlung 
mit der englischen Flotte brachte; sie ging unsererseits durch eine 
schwere Regenböe verloren. Als es darauf aufklarte, war von der 
englischen Flotte nichts mehr zu sehen. 
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Mit Einsetzen des scharfen Ubootekrieges am 1. Februar 1917 
wurde die Bedrängung unserer Nordseegebiete durch Minenfelder im- 
mer stärker, die Schwierigkeit, die Ausgangsstraßen freizuhalten, im- 
mer größer. Die dauernde Anwesenheit unserer schweren Streitkräfte 
zur Deckung der Minensuchverbände wurde mehr und mehr unerläßlich. 
Eine Möglichkeit blieb, die bis zuletzt unsere Lage noch hätte um- 
werfen können. Man konnte den Ubootskrieg völlig unterbrechen, 
die Uboote zurückziehen und den Versuch machen, sie beim Kampf 
der Flotten mitzuverwenden. Aber der einmal unternommene Uboots- 
krieg, der nach allen unseren Nachrichten England stark bedrängte, 
verlor seine Wirkung, wenn man eine viele Wochen umfassende Pause 
eintreten ließ und dem Feind für längere Zeit völlig freie Schlffahrt 
gewährte; man hätte gewissermaßen von neuem anfangen müssen. 
Dazu war der Nutzen der Uboote in der Schlacht selbst bei den großen 
Geschwindigkeiten der Hochseeschiffe fast völlig dem Zufall ausgesetzt. 
Er beruhte mehr im Unsichermachen von Meeresteilen, vergleichbar 
etwa mit einem beweglichen Minenfelde, und in der Gefahr, welch 
die Uboote für bewegungsunfähig gewordene Schiffe des Feindes bil- 
deten. 
Ob es nicht möglich gewesen wäre, dem Ubootskrieg überraschende 
wechselnde Wendungen zu geben und dadurch, sowie durch Hinaus- 
senden von Kreuzern das Verteidigungssystem der Gegner zu beein- 
trächtigen, zeitweise oder teilweise sogar unwirksam zu machen, will 
ich unerörtert lassen. 
Als wir aber die einzige Waffe, welche die Engländer im Oktober 
1918 noch stark bedrängte, den Ubootskrieg, dem Verlangen Wilsons
	        
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