Verschiedene Auffassungen über die Methode 189
als Kriegsgebiet erklärt werden. Das Schreiben erwähnte noch eine
Äußerung des amerikanischen Bootschafters Gerard, aus welchem der
Chef des Admiralstabs schließen zu können glaubte, daß von seiten
Amerikas kein allzu großer Widerspruch zu erwarten wäre.
Am 16. Dezember 1914 erwiderte ich auf diesen Vorschlag folgendes:
„Euer Exzellenz beehre ich mich auf das Schreiben vom 15. Dezember
zu erwidern, daß ich die Absendung des ihm beilliegenden Ersuchens an das
Auswärtige Amt für verfrüht halte.
Man kann meines Erachtens von diesem nicht gut jetzt schon eine Äuße-
rung darüber verlangen, ob im Februar nächsten Jahres gegen eine so
folgenschwere Maßnahme, wie sie die beabsichtigte Ubootsunternehmung dar-
stellt, politische Bedenken bestehen.
Ich habe aber auch Bedenken gegen die von Euer Erxzellenz beabsichtigte
Methode der Kriegsführung. Der Unterseebootskrieg ohne Blockadeerklärung,
wie er von Euer Exzellenz vorgeschlagen wird, geht meines Erachtens in
seiner Wirkung auf die Neutralen sehr viel weiter als eine regelrechte
Blockade und ist deswegen politisch erheblich gefährlicher.
Die bisherigen Kriegserfahrungen haben leider gezeigt, daß Deutsch-
land auf die Handelsinteressen der Neutralen mehr Rücksicht nehmen muß
als England. Auch die Bezugnahme auf die Maßnahmen der Engländer,
die das Befahren der nördlichen Nordsee als gefährlich bezeichnet haben,
scheint mir nicht ganz zutreffend. Die Engländer haben einmal das Gebiet
nicht von sich aus für gefährdet erklärt, sondern auf Grund der (freilich
falschen) Behauptung, daß wir Minen gelegt hätten, und zweitens, daß
neutrale Schiffe sich der Gefahr aussetzten, für deutsche Minenleger ge-
halten und entsprechend behandelt zu werden.
Ich darf Euer Exzellenz auch zur Erwägung anheimstellen, ob es wirk-
lich angebracht ist, das Privatgespräch des Botschafters Gerard mit dem
Vorsitzenden der Bremer Handelskammer als Beweismittel für ein so
rigoroses Vorgehen ins Feld zu führen, wie es der geplante Ubootskrieg be-
deutet. Schließlich könnte ich glauben, daß amtliche Stellen bei uns, die
völkerrechtliche und moralische Bedenken schon gegen eine Unterseeboots-
blockade hegen, solche Bedenken in noch ungleich höherem Maße gegen diese
Art des Vorgehens geltend machen werden. Der von Euer Exzellenz auf-
gestellte Entwurf dürfte diesen Protest eher steigern als beseitigen.
Abgesehen von Vorstehendem bin ich aber durchaus der Ansicht, daß
ein planmäßiges Vorgehen in großem Stil gegen den englischen Handel
mit Unterseebooten innerhalb der Marine auf das energischste und mit
allen Mitteln vorbereitet werden muß. In meinem Geschäftsbereich ge-
schieht dies.“