Full text: Tirpitz, Erinnerungen. Volksausgabe.

Tsingtau 47 
wieder neu beleben tuen aber keine Gesandtschaften und Konsulate, auch 
die Schulen können es nur erhalten, wo die Familie noch deutsch empfindet. 
Die Arbeit kann nur von uns geleistet werden, denn sie braucht eine starke 
patriotische Stimme und ein augenfälliges Objekt, an dem man sich be- 
geistern kann.“ 
Und noch aus der tragischen Tatenlosigkeit der Marine  im Jahr 1915 
schreibt mir derselbe: 
„Das große Werk: Deutschem Wesen und Sein in der Welt sein 
Recht zu verschaffen; das kann nur die Marine zum Abschluß bringen. 
Die nationale Kraft, die in der Heimat auf unserer Monarchie und auf 
unserem starken Heer beruht, sie hinauszutragen in die Welt, dazu ist die 
Marine geschaffen, aus diesem Gedanken ist sie für das Volk geboren. Ich 
höre es aus allen Briefen heraus, die ich dann und wann jetzt aus Süd- 
amerika noch erhalte: die Freude über den wachsenden deutschen Geist 
und über den Zusammenschluß alles Deutschen, auch da, wo er schon ver- 
loren schien. Und dann hinterher der Gedanke: wenn der Friede wieder 
eingezogen ist, dann sollen unsre Schiffe wiederkommen, das Band deutschen 
Empfindens unlösbar zu knüpfen." 
So begann Wurzeln zu fassen, was ich in die Marine hinein- 
zupflanzen mich bemüht hatte, und sie kam als Pionier des Deutsch- 
tums immer stärker zur Wirkung, je weniger die Flotte gezwungen 
war, ihre ganze jugendliche Kraft im Heimathafen zu verbrauchen. 
Als der Krieg ausgebrochen war, sah ich die unermeßlichen Aussichten 
unsrer Weltgeltung und damit auch unser heimisches Schicksal daran 
hängen, daß wir den Krieg mit einer Stellung gegen die Angelsachsen 
verließen. Die durch die Tatsache des Krieges zerstörten Auslands- 
werte konnte freilich nur ein Sieg voll ersetzen. Aber auch wenn wir 
der Übermacht mit Würde unterlagen und mit Ehren fielen, konnte 
der deutsche Name in der Welt die Achtung bewahren. Die Zukunft 
des Auslandsdeutschtums und unsrer ganzen so künstlichen und so un- 
entbehrlichen Weltstellung hing davon ab, ob es die Menschen mit Stolz 
erfüllen konnte, Deutsche zu sein. Nichts hatte das geschäftliche Auf- 
blühen der Japaner in unserer Zeit oder der Deutschen nach 1870 tiefer 
befruchtet als die bewiesene Kraft und Tapferkeit. 
Die Welt hatte noch Platz für viele Deutsche, die als solche, nicht 
nur als Lohnsklaven oder Überläufer fremder Rassen ihr Auskommen
	        
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