Full text: Tirpitz, Erinnerungen. Volksausgabe.

48 Aufstieg 
fänden, so lange ihnen die Nationalehre zu teuer war, um sie zu ver- 
kaufen. Ein längerer Friedenszustand, oder schließlich auch ein Kriegs- 
ausgang, der uns als ganze Leute zurückließ, hätte unser Zuspät- 
kommen in letzter Stunde noch ausgeglichen. Wenn wir ein wirkliches 
gleichgeachtetes Weltvolk wurden, wozu die Möglichkeit vorlag, und 
die Heimat dann so voll von Menschen wurde, daß wir davon abgeben 
mußten, so blieben sie in der Ferne deutsch und wurden für uns ein 
Zuwachs statt eines Blutverlustes. 
Die wesentlich im Gesichtsfeld der europäischen Diplomatie auf- 
gewachsenen Politiker, die in der Entscheidungsstunde des Deutsch- 
tums die Reichsschicksale lenkten, hatten die Bewegung nie gefühlt, die 
durch die noch bildsame Masse des Deutschtums ging. Sie verstanden 
kaum, worüber der Krieg entschied und was für uns alle, insbesondere 
auch für unsre Arbeiter, daran hing, daß der deutsche Name in jedem 
Winkel der Erde stieg statt sank. 
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Es wäre für uns besonders wichtig gewesen, wenn wir die deutsche 
Sprache in China vorwärts gebracht hätten, eine schwierige Aufgabe, 
weil sie der englischen als Geschäftssprache in manchen Beziehungen 
unterlegen ist. Eines der Mittel, mit denen England in der ganzen 
Welt seine Sprache ausgebreitet hat, sind die Seekarten. Indem Eng- 
land fast die ganzen Meere vermaß, erfüllte es eine große Kulturauf- 
gabe. Im vorigen Jahrhundert fuhr im wesentlichen alles nach eng- 
lischen Karten; andere gab es höchstens in örtlich engen Begrenzungen. 
Auch unsre Kauffahrtei war gewöhnt, mit englischen Karten zu fahren, 
selbst da, wo es deutsche Karten gab. Ich unternahm nun in systema- 
tischer Weise ein deutsches Weltkartenwerk herzustellen. Wir besaßen ja 
schon Karten von unsern Gewässern, die mit größerer Genauigkeit und 
Gründlichkeit als die englischen bearbeitet waren, aber sie hatten manche 
Eigenschaften, an welche die Schiffer nicht gewohnt waren. Ich setzte 
mich nun mit unsrer Seemannswelt in Verbindung, stellte ihre Neigun- 
gen in allen Einzelheiten bis auf die Form und die Papierart fest, und 
wir kamen zuletzt zu einer Anordnung, die nicht nur genügte, sondern 
mit der unsre Karten die englischen übertrafen. Nun haben wir uns 
bemüht, zunächst die großen Strecken mit Karten zu versehen, die in 
die hunderte gingen, eine davon war die Fahrt von Deutschland nach
	        
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