beteuert der Militärstaat dem Kaiser, dem Papste, dem Konzilium
seine Friedensliebe. Wer durfte sie bezweifeln, seit der Orden
den alten Feind, den Litauerfürsten, unter seine Halbbrüder auf—
genommen? Aber niemand mochte vermitteln in dem ungleichen
Kampfe. Ganz offen vielmehr ward an den Höfen die Ansicht
ausgesprochen, daß der Orden keine Stätte mehr habe in der
monarchischen Welt; ihm wäre besser, daß er auf Zypern oder
an der türkischen Grenze das Markgrafenamt wider die Heiden
von neuem übernehme. Es waren Kämpfe von prinzipieller,
nationaler Bedeutung. Fester schloß sich das fanatische Bündnis
der Slawenstämme. Mit den Hussiten und den Pommerfürsten,
als „den Verwandten ihres Blutes“, standen Polens Könige im
Bunde. Schon wird von polnischen Unterhändlern unter den
Preußen die slawische Lehre gepredigt, daß Preußen polnisch Land
sei, wie seine Ortsnamen beweisen. Ja, als bei Tauß und Tachau
des Reiches Adel den Dreschflegeln der hussitischen Bauern erlegen
war und weithin durch des Reiches Niederlande der Klang der
böhmischen Trommeln Verderben kündete allem, was deutsch war
und Sporen trug: da brach auch eine Schar der Ketzer mit ihrer
Wagenburg in die Ordenslande, plünderte das Kloster von Oliva,
grüßte das Meer mit dem wilden Tschechensang: „die ihr Gottes
Krieger seid“ und füllte die Feldflaschen mit dem salzigen Wasser,
zum Zeichen, daß die baltische See den Slawen wiederum ge-
horche, wie weiland in den Tagen Otakars des Böhmen.
Aber so wenig wie des Reiches Adel, wird der Orden durch
dies verderbliche Anwachsen der Macht des Erbfeindes zu sittlicher
Erstarkung begeistert. Von neuem entbrennt der innere Zwist.
Drei Konvente zugleich sagen dem Marschall den Gehorsam auff,
insgeheim unterstützt von Land und Städten; Hochmeister und
Deutschmeister entsetzen sich gegenseitig. Endlich verliert der Orden
sogar seinen reindeutschen Charakter. Schon Heinrich von Plauen
wird von den Danziger Chronisten beschuldigt, er habe, das Gott
erbarm, die Hochzungen zur Herrschaft gebracht. Seitdem trat im
Orden selber der Haß der Niederdeutschen gegen die Bayern,
118