nahmenaturen urteilen, sondern nach der alten Regel: mens sana
in corpore sano; diese Kraft des Leibes ist in Zeiten wie den
unsrigen besonders bedeutsam. Es ist ein Mangel der englischen
Kultur, daß sie die allgemeine Wehrpflicht nicht kennt. Einiger-
maßen wird dieser Mangel ausgeglichen dadurch, daß die Flotte
so gewaltig entwickelt ist und andrerseits der fortwährende kleine
Krieg in den zahllosen Kolonien die männlichen Kräfte der Nation
beschäftigt und frisch erhält. Daß eine große körperliche Rüstigkeit
in England noch immer zu finden ist, hängt zum Teil mit diesen
beständigen Kriegen in den Kolonien zusammen. Sieht man aber
schärfer hin, so zeigt sich doch ein großer Mangel. Die Unritter-
lichkeit des englischen Charakters, die von der naiven Treue der
Deutschen so auffällig absticht, hängt damit zusammen, daß man
dort die körperliche Ubung nicht in den edlen Waffen sucht, son-
dern in den Fertigkeiten des Boxens, Schwimmens und Ruderns.
Diese Ubungen haben sicherlich auch ihren Wert, daß aber diese
ganze Art athletischen Sports auch den Athletengeist mit seiner
Roheit erzieht und einen äußerlichen Sinn, der immer nur dar-
nach trachtet den ersten Preis zu erringen, das springt in die Augen.
Es bleibt das Normale und Vernünftige, wenn eine große Na-
tion das Wesen des Staates, das eben Macht ist, auch in einem
geordneten Heerwesen durch ihre physische Kraft verkörpert und
ausbildet. Und da wir in einem kriegerischen Zeitalter gelebt haben,
so ist die überzarte philanthropische Weise, diese Dinge zu betrachten,
mehr in den Hintergrund getreten, so daß wir auch den Krieg mit
Clausewitz wieder ansehen als die gewaltsame Fortsetzung der Politik.
Alle Friedenspfeifenraucher der Welt werden es nicht dahin bringen,
daß je die politischen Mächte eines Sinnes sind, und sind sie das
nicht, so kann nur das Schwert zwischen ihnen entscheiden. Wir
haben die sittliche Majestät des Krieges kennen gelernt gerade in
dem, was oberflächlichen Beobachtern brutal und unmenschlich er-
scheint. Daß man um des Vaterlandes willen das natürliche Ge-
fühl der Menschlichkeit überwinden soll, daß hier Menschen sich
morden, die einander nie zuvor ein Leides getan haben, die sich
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