reich stiftete, als ein Symbol seiner verwegenen Ansprüche, den
Orden vom weißen Adler. So drohte zum ersten Male die —
vor der Hand noch durch ein freundliches Geschick beseitigte —
Gefahr der polnisch-litauischen Union, welche hundert Jahre später
sich vollziehen und den Orden in das Verderben reißen sollte.
König Kasimir der Große war persönlich den Deutschen wohl
geneigt, er förderte ihre Einwanderung in seine Städte, aber der
nationalen Leidenschaft seines Adels vermochte er auf die Dauer
nicht zu widerstehen: er verbot den Städten den Rechtsgang nach
Magdeburg, gründete einen polnischen Gerichtshof zu Krakau.
Unaufhörlich mahnte der polnische Adel die Krone zum Kriege
gegen die deutschen Herren. Wie sollte er dulden, daß die Deutschen
seinem Reiche zu der Weichselstraße auch noch das letzte Stück der
Küste raubten? Wie sollte der polnische Woiwode ertragen, daß
jetzt auf altpolnischem Boden der Ordensvogt den Starosten die
Karbatsche aus der Hand nahm, die sie gewohnt waren über ihren
Frönern zu schwingen? daß der deutsche Herr als einen plumpen
Bauer den polnischen Edlen verlachte, der es doch so trefflich ver-
stand, den Schuh vom Fuße seiner Schönen zu ziehen, ihn mit
Met zu füllen und in einem Zuge zu leeren? daß, mit einem
Worte, der strenge Staat, die milde Sitte der Deutschen die zucht-
lose Roheit des Slawentums verdrängten? — An dreißig Jahre
währte der oft unterbrochene Krieg, oftmals schwankte die Ent-
scheidung. In dem blutigen Kampfe bei Plowcze war das Ordens-
heer der Auflösung nahe, als der Vogt von Pomesanien, Heinrich
von Plauen, die Schlacht wieder herstellte. Der Kalischer Friede
(1343) brachte endlich den Deutschen vollständigen Sieg: Polen
verzichtete auf Pomerellen und einige Grenzlande — darunter ein
guter Teil des weitgerühmten Weizenlandes Kujavien zwischen
Weichsel und Netze. Während des ganzen Kampfes stand Rom
mit seinen geistlichen Waffen den Polen zur Seite. Um so fester
schloß sich der Orden an das Reich, dessen er in seinen frohen
Tagen nur zu oft vergaß. Eben jetzt unter Kaiser Ludwig dem
Baier lebte der alte Streit zwischen Staat und Kirche als ein
6 H. v. Treitschke, Feldausgabe. 81