Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

12 11. Die Kreide. 
ihm im Sandboden deiner Heimat. Darum nahm er ein 
klägliches Ende. 
Aber nicht nur viele Oflanzen, auch unzählige Thiere 
bedürfen zu ihrer Erhaltung der Kalkerde. Es bedarf sie die 
Weinbergsschnecke, die mit ihrem Hause spazieren geht, wie die 
Austern und die Korallen des WMeeres, das größere Thier, wie 
der Mensch. Denn die Schalen der Muschelthiere, wie das 
Knochengerüste der Dögel, der Säugethiere und des Menschen 
sind zum größten Theile aus Kalk aufgebaut. Soll sich der 
Mensch kräftig nähren, soll vor allem den Knochen und Sähnen 
die erforderliche ahrung zugeführt werden, so muß der Mensch 
Speisen zu sich nebmen, die Kalk in binreichender Menge ent- 
halten, nämlich Brot, Erbsen, Linsen, Bohnen 2c. Betrachten 
wir den Kiesel und den Kalkstein von. diesem Gesichtspunkte 
aus, so werden wir vor ihm Respekt bekommen, weit mehr 
aber vor Dem, der sie geschaffen hat. 
1. Die Kreide. 
IeKreide ist derjeniye unfer den Steincn, den 
das Meinste Kind kennt. Auch Sie masess zu den Kal)- 
steinen gerechnet werden; denn sie brates7, 2cchn #e milkt 
einer Süure getunft wird. Da sie sehr vweicl ist und sich 
nit dem Messer leicht bröckeln lässt, so eignet sie sich 
am besten aur Entwichelunq der Kohlensũüure. Maon wirfl 
einige Stückehen Kreide in ein Aranciglüschen und giesst 
rerdüinnte Sclhivefelsäure in dasselbe *). Sofort fängt die 
Kreide zu bratsen an; die Kollensdure entftoescht in 
Moeinen Blasen und steigt langsam im Glase empor. Senit 
man nach einiger Zeit einen brennenden Span in das 
VFläschehen, so erlischt die Flamme sofort. Denn in der 
reinen Kohlensdere veran hein Feuer eu brennen und 
hein warmblütiges Geschöpf æu athmen. 
AMAan kann mit der Mreide schreiben, weil ihre 
Theilchen auch bei geringem Drucke sich trennen und an 
dem Gegenstande hängen bleiben, cuf den man schreibt. 
Die Kreide besteht grösstentheils aus Neinen, gan- 
feinen Muschelschülehen, die man nur mit Hilfe des 
  
) Verdunnte Schwefelsaure wird dadurch hergestellt, dass 
man Schwefelsäure in Wasser tröpfeln lässt, nicht um- 
gekehrt; sonst könnte das Gefäss zerspringen.
	        
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