196. Krösus. — 197. Die Phönizier. — 198. Die Aegypter. 239
. Krösus, König der Lyldier.
Zur eit, als Cyrus das Perserreich gründete. stand fast ganz
Kleinasien unter der Herrschaft des Königs Krösus von Lydien,
der wegen seines Reichthums weltherühmt war und sich für den
glücklichsten der Menschen hielt. zu ihm kam einst der weise
Solon aus Athen. Krösus zeigte ihm alle seine Schätze und fragte,
ob er nicht der glücklichste aller Sterblichen sei. „Nein.“ ant-
wortete Solon. „ich kenne einige Atbener, die ich für weit glück-
licher halte. Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen.“
Bald sollte Krösus die Wahrheit dieser Worte erfahren. Als
nämlich der Perserkönig Cyrus dus medische Reich erobert hatte,
rückte er gegen IFdien vor. Krösus zog ihm mit einem Heere ent-
gegen. wurde aber geschlagen und schloss sich in seine Huuptstadt
Sardes ein. Crus erstürmte die Stadt, nahm Krösus gefangen und
verurtheilte ihn zum Feuertede. Auf dem Scheiterhaufen erinnerte
gich Krösus der Worte Solons und rief voll Wehmuth aus: „O Solon,
Solon!“ Cyrus hörte den Ruf und erkundigte sich nach der Be-
dentung desselben. worauf Krösus erzählte. wie ihn Solou einst an
die I’nbeständigkeit aller irdischen Glücksgüter erinnert hahe.
(yrus wurde hievon tief ergriffen. Er schenkte dem Krösus das
Leben und behielt ibn fortan als Freund und Rathgeber bei sich.
197. Die Phönizier.
Die Phönizier wohnten im Norden von Palästina zwischen
dem Libanon und dem mittelländischen Mcere und zeichneten
sich frühzeitig vor allen andern Völkern durch Erfindungen,
sowie durch Handel und Schiffahrt aus. Ihr Land war
zwar nur 150 Ouadratmeilen groß, hatte aber ausgezeichnete
Häfen und bald auch reiche und mächtige Städte, wie Tyrus
und Sidon. Die Phönizier gelten als die Erfinder der Rechen-
kunst, der Buchstabenschrift. des Glases, der Purpurfärberei
und des geprägten Goldes. Zur Sicherung ihres Handels
gründeten die Phönizier in vielen anderen Ländern Kolo-
nien, z. B. Karthago in Nordafrika, Gades (Cadix) in
Spanien u. a. König Salmanassar belagerte Tyrus 5 Jahre
lang vergeblich, und an Nebnkadnezar ergab sich Tyrus erst
nach 15 jähriger Belagerung durch Vertrag. Nachdem jedoch
Alexander der Große Tyrus 322 v. Chr. erobert und theil-
weise zerstört hatte, sank die Macht und der Wohlstand Phö-
niziens zusehends, und der Welthandel ging bald an die von
Alexander gegründete Stadt Alexandria über.
18. Die Aegypter.
Das alte Wunderland Aegypten, von Sandwüsten,
Gebirgen und Metren umgeben und vom Nil durchflossen,
dem es seine Fruchtbarkeit verdankt, umfasste etwa 1500 Qua-
dratmeilen und zerfiel in Ober-, Mittel- und Unterägypten.
Die Bewohner dieses Landes waren in sogenannte Kasten