Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

258 214. Karl der Große. 
Mannes. Man darf seinen Geschichtschreibern wohl 
glauben, wenn sie erzählen, dass er mit leichter Mühe 
ein Hufeisen zerbrach, oder einen geharnischten Mann 
emporhob wie ein Kind, oder mit seinem gewaltigen 
Schlachtschwerte einem Feinde den Kopf spaltete und 
Lasten hob, die ein gewöhnlicher Mann jetziger Zeit 
nicht von der Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war 
hach deutscher Art einfach. Er trug Gewänder, von 
der fleilsigen Hand seiner Gemahlin verfertigt, Strümpfe 
und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuz- 
Neise umwunden, ein leinenes Wams und darüber einen 
einfachen Rock mit seidenen Streifen, seltener einen 
viereckigen Mantel von weilser oder grüner Farbe; aber 
stets hing ein grolses Schwert. mit goldenem Wehrge- 
hänge an seiner Seite. Nur au Reichstagen und hohen 
Festen erschien er in voller Majestät, mit einer goldenen, 
von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte. an- 
gethan mit einem lang herabhüngenden und mit goldenen 
Bienen besetzten Talarec. 
14. Karl war ein grolser Kriegsheld. Von allen 
Völkern, die er besicgte, machten ihm am meisten die 
heidnischen Sachsen zu schaffen, welche damals zwischen 
Hessen, Thüringen und der Ostsee wohnten. Diese 
wollten durchaus nicht dem Heidenthume entsagen und 
hatten jeden Glaubensboten, der ihnen die christliche 
Religion predigen wollte, von sich gestolsen. Da zog Karl 
der Grolse das Schwert gegen sie, um sie mit Gewalt 
zur Taufe zu treiben. Aber der Kampf dauerte 30 Jahre 
(von 772 — 802), bis sie und Wittekind, ihr tapferer 
Anführer, das Christenthum annahmen und sich taufen 
lielsen. Wittekind wurde unter Karls Oberherrschaft 
Herzog von Sachsen; denn Karl hatte sein grolses Reich, 
welches das Land der Franken (Frankreich), einen Theil 
voh Spanien, das nördliche Italien, die Niederlande und 
Deutschland nördlich bis zur Nord- und Ostsee und öst- 
lich bis zur Elbe und zum Raabflusse in Ungarn um- 
fasste, in mehrere kleinere Bezirke getheilt und darin 
als Gehilfen der Regierung Herzoge, Burg- oder Mark- 
grafen angestellt, welche ihm Berichte einsenden mussten 
und Befehle von ihm erhielten. Hatte er so einen Befehl 
mit seinem Degenknopf untersiegelt, so pflegte er zu 
sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier (indem er au
	        
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