Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

262 216. Otto der Große und die Schlacht auf dem Lechfelde. 
aber dafür stehen, daß sie nicht bald wieder ihre Schläge 
vergaßen und aufs neue plündernd in das deutsche Reich 
einfielen? Das fürchtete Heinrich auch, und darum machte 
er aus dem Lande an der linken Elbseite, das noch jetzt die 
Altmark heißt, eine Grafschaft und setzte einen seiner Diener 
zum Grafen über dieselbe mit dem Auftrage: „Du mußt 
darauf achten, daß die Wenden nicht mehr plündernd ins 
deutsche Reich einfallen. Ich mache dich zum Wächter meiner 
Grenze!“ Wenn nun ein solcher Graf — Markgraf, Grenz- 
graf — starb, dann setzte der deutsche König oder Kaiser 
einen andern dahin. Diese Markgrasschaft Nordsachsen ist 
der erste Anfang der preußischen Monarchie gewesen. König 
Heinrich der Städtcerbauer starb 936. 
216. Otto der Grofse und die Schlacht auf dem 
Lechfelde (955). 
Erst im Jahre 955 wagten sich die Ungarn wieder 
nach Deutschland. Jetzt aber kamen sie zahlreicher als je 
zuvor; an die hunderttausend sollen es gewesen sein, die in 
Bayern einfielen. Unsere Rosse sollen die deutschen Flüsse 
austrinken und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen. Stürzt 
nicht der Himmel ein, uns zu zerschlagen, — und thut sich 
nicht die Erde auff, uns zu verschlingen, wer- vermag uns 
zu besiegen?“ — 80 prahlten die räuberischen Eindringlinge. 
Vor Augsburg am Lech machten sie Halt und be- 
lagerten die Stadt. Die tapferen Bürger unter ihrem stark- 
müthigen Bischof Ulrich schlugen alle Stürme der frechen 
Raubhorden siegreich ab, bis König Otto, der Sohn Heinrichs 
des Vogelstellers, mit einem Heere deutscher Hüfsvölker heran- 
zog und die Stadt befreite. Jetzt galt es noch, den Feind 
aus dem Lande zu treiben. Am 10. August kam es auf dem 
Lechfelde zur offenen Schlacht. Das deutsche Heer bereitete 
sich durch Gebet auf den Kampf vor; der König empfing das 
hl. Abendmahl und er und sein Volk schwuren, treu bei ein- 
ander auszuhalten bis zum Tode. Nun begann die Schlacht. 
Die Deutschen kümpften heldenmüthig und erfochten einen 
glänzenden Sieg. Viele Feinde ertranken im Lech, die meisten 
bedeckten als Leichen das Schlachtfeld. Vom ganzen Heere 
der Feinde sollen dem Blutbade nur 7 Mann entronnen sein, 
welche die Trauerkunde von dem schrecklichen Ende ibrer 
Brüder in die Heimat trugen. Seit dem Tage hatte Deutschland 
Ruhe vor den Raubzügen der Magyaren. 
Der letzte der Kaiser aus dem sächsischen Hause war Hein- 
rich II., der Heilige, früher Herzog in Bayern, ein Muster von
	        
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