280 231. Kaiser Maximilian I.
231. Kaiser Maximilian I. (1493 — 1519.)
Maximilian I. aus dem Habsburgischen Hause war
ein vortrefflicher Regent. Schon als Jüngling hatte er
durch seine herrliche Gestalt, durch sein offenes, freund-
liches Wesen und durch den Liebreiz seiner Sitten all-
gemeine Achtung und Zunecigung gewonnen, und als Mann
zierten ihn ritterlicher Sinn, Tapferkeit, unerschrockener
Muth und ein empfänglicher Sinn für alles Große und
Schöne.
Eine der wohlthätigsten Anstalten, die Deutschland
Kaiser Max zu danken hat, sind die Posten. In
früherer Zeit wurden Briefe von einer Handelsstadt zur
andern durch reitende Boten, Packete und Personen durch
Lohnkutscher befördert. Briefe in das Ausland, sowie an
Orte, die nicht an der Straße lagen, mußten durch eigene
Boten oder gelegentlich abgesendet werden, was theils sehr
kostspielig, theils unsicher war. Maximilian errichtete 1516
(zuerst zwischen Wien und Brüssel) eine regelmäßige Post-
verbindung, welche sich nach und nach über ganz Deutschland
verbreitete und immer mehr vervollkommnet wurde.
Durch seine Vermälung mit der einzigen Tochter des
Herzogs von Burgund und durch die Heiraten seines Sohnes
Philipp und seines Enkels Ferdinand fielen Burgund,
die Niederlande, Spanien (mit den neu entdeckten Ländern in
Amerika) und das Königreich Ungarn an das Haus Habsburg.
So hatte dasselbe sich ein Reich erworben, in welchem, wie
man sagte, die Sonne nie unterging.
Auch die deutsche Kaiserwürde verblieb von Maxi-
milian I. bei dem Hause Habsburg bis zu Franz II.,
welcher i. J. 1806 die Kaiserkrone niederlegte und den Titel
eines Erbkaisers von Oesterreich annahm.
Karl V., ein Enkel Maximilians I. und der Nachfolger desselben
als deutscher Kaiser, war ein geistig begabter Fürst und der mächtigste
Herrscher seiner Zeit. Er besaß Spanien, Neapel und Sicilien, die
österreichischen Länder, die Niederlande und viele Colonien in Amerika.
Sein Leben war aber ein mühe= und sorgenvolles. Er hatte viele
Kämpfe gegen die Franzosen und gegen die Türken zu bestehen. Das
wichtigste Ereigniß aber, welches in seine Regierungszeit fiel, war die
Reformation oder die große Glaubensspaltung. — Kränklich, müde und
mißmuthig legte er im Jahre 1556 zu Gunsten seines Bruders Fer-
dinand die Kaiserkrone nieder und zog sich in das Kloster St. Just in
Spanien zurück.