288 239. Der Kurfürst Max Emanuel vor Belgrad.
Gefangene, darunter Greise, Frauen und Kinder in seinem
Lager niedermetzeln liels. Nun wurden die Barbaren mit
Muth angegriffen. Der Kampf war hartnäckig und heifls; eine
geraume Zeit schwankte der Sieg. Da griff am Nachmittage
der tapfere König Sobiesky mit seinen Reitern die über-
legenen Feinde so stürmisch an, dass die Mitte ihrer
Schlachtordnung durchbrochen wurde. Schrecken ergriff die
Türken; sie flohen in wilder Unordnung. Die Beute der
Sieger war gross. Unter derselben befand sich auch die tür-
kische Kriegsfahne, welche für Muhammeds, ihres Propheten,
Schutzzeichen beim heiligen Kriege gehalten ward. Gross war
der Jubel der befreiten Stadt; aber auch grosser Jammer
herrschte in vielen Häusern; denn die Türken schleppten auf
ihrem Rückzuge 87000 Christen, darunter allein 50000 Kin-
der mit sich fort.
Der Türkenkrieg war mit dieser Niederlage nicht beendigt,
sondern dauerte noch 15 Jahre in Ungarn fort. Der Kaiser
blieb Sieger; denn er hatte treffliche Feldherren. Der gröfste
unter ihnen war Prinz Eugen.
239. Der Kurfürst Max Emanuel vor Belgrad.
1. Max Emanuel, Stern der 4. Klimmt, ob rings der Tod
Ehre.
Heldendegen, stark und kühn!
Ewig bleibt im Bayernheere
dein Gedächtniß lorbergrün,
seit dein Fuß vor Belgarad
in den Staub den Halbmond trat.
2. Morgens um die neunte Stunde
gab der Held zum Sturm Befehl;
da erscholl's aus jedem Munde:
„Gott mit uns, Emanuel!“
Antwort gab vom Festungswall
der Karthaunen Donnerhall.
3. Roth von Blut schon troff die
Erde,
als man bis zum Graben drang;
doch der Kurfürst stieg vom Pferde,
sprang hinab, den Degen blank:
„Braves Bayernblut, mir nach,
folgt dem Schwert von Wittelsbach!“
auch knattert,
durch den Dampf zum steilen Rand,
und die Fahne, die da flattert,
reißt er aus des Fähnrichs Hand;
mitten durch die Kugelsaat
zeigt den Seinen er den Pfad.
5. Wohl beim Schein der rothen Blitze
brach manch tapfres Herze hier;
aber auf des Walles Spitze
pilanzt der Held sein Siegspanier:
„Belgarad, jetzt bist du mein,
und das Kreuz zieht mit uns ein!“
6. Hui kwie stoben schreckverwundert
da die Türken, Mann und Roß!
Christensklaven vierzehnhundert
wurden ihrer Bande los
„Dankt's dem Herrn; ich trug sein
Schwert,
doch den Sieg hat Gott beschert!“
7. Kurfürst Max, gekrönter Sieger,
dieses war dein Ehrentag;
in der Brust der
ayernkrieger
schallt noch heut dein Feldruf nach:
„Schwert von Wittelsbach voran,
und wir folgen Mann für Mann“