Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

244. Deutschlands Erniedrigung. 293 
Maria Theresia war die Mutter Kaiser Josephs IEI. 
Ihre unglückliche Tochter Marie Antoinette war mit 
dem König Ludwig XVI. von Frankreich vermält und 
starb 1793, gleich ihrem Gemale, auf dem Schaffote. 
241. Deutschlands Erniedrigung. 
Im Jahre 1789 waren in dem benachbarten Frankreih 
große Unruhen ausgebrochen. Die Franzosen empörten si 
gegen ihren König, stürzten die bisherigen Einrichtungen im 
Staate um und wollten eine ganz neue Ordnung der Dinge 
berstellen Man nennt diese Begebenheit die französische 
evolution. Aus derselben gingen viele langwierige und 
blutige Kriege für unser deutsches Vaterland hervor. Weil 
die deutschen Staaten nicht zusammenhielten, wurden sie von 
den Franzosen überwältigt. Ein großer Theil Deutschlands 
kam unter französische Herrschaft, besonders seit ein gewal- 
tiger Kriegsheld, Napoleon Bonaparte, der die Re- 
volution im Lande bändigte, unter den Franzosen aufgestanden 
war. Dieser war den 15. August 1769 auf der Insel Corsika 
geboren. In seinem 26. Jahre wurde er Oberfeldherr einer 
französischen Armee, und im Jahre 1804 Kaiser der Franzosen. 
Napoleon wandte sich zuerst begen die Oesterreicher und 
besiegte dieselben in der Schlacht bei Austerlitz (in Mähren) am 
2. Dezember 1805 so, daß der deutsche Kaiser Franz II. sich 
genöthigt sah, mit Verlust mehrerer Besitzungen, den Preßburger 
Frieden zu schließen (26. Dezember 1805). Im Jahre 1806 
stiftete Napoleon den Rheinbund, dem 16 deutsche Reichs- 
fürsten, durch die Gewalt der Umstände genöthigt, beitraten, 
um ihrem Lande den Krieg zu ersparen. Napoleon war der 
Protektor (Beschützer) dieses Bundes und erklärte, daß er ein 
deutsches Reich nicht mehr anerkenne. Am 6. August 1806 
legte daher Franz II. die deutsche Kaiserkrone nieder. — So 
wurde das von Karl dem Großen gegründete heilige römische 
Reich deutscher Nation — einst der Stolz der Christenheit 
und der Schirm eines treuen und tapfern Volkes — zu Grabe 
getragen. Durch innere Zwietracht und machtlose Vielherrschaft 
war es schon längst zum Schatten herabgesunken. — Von Karl 
dem Großen bis auf Franz II. hatten 56 Kaiser regiert. 
Franz 1I. nahm jetzt den Titel Franz I., Kaiser von Oester- 
ec- Er wurde von seinen Unterthanen wie ein Vater 
verehrt. 
Nachdem Napoleon Oesterreich geschwächt und durch den 
Rheinbund den Zusammensturz des deutschen Reiches herbeige- 
führt hatte, stand fast nur noch Preußen unangefochten da. 
König Friedrich Wilhelm lIII. suchte seinem Volke das
	        
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