Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

256. Ein Blatt auf den Sarg 2c. — 257. Der deutsch-franz. Krieg. 305 
der seine segensreiche Wirksamkeit den Armen und Nothleidenden 
zuwendet. So stand er den Maximilianen, die früher schon 
über Bayern das Scepter führten, und vorzugsweise den Namen 
„Gesetzgeber" und „Landesvater“ sich verdienten, würdig an der 
Seite, und sein beglücktes Volk hing mit Liebe und Vertrauen 
an ihm. Um so herber war aber auch der Schmer) als am 
Abend des 9. März 1864 die Kunde von der plötzlichen Er- 
krankung des Königs die Hauptstadt durcheilte. Ueberall begegnete 
man nur verstörten, kummervollen Gesichtern. Die Einwohner 
strömten in Masse nach der königlichen Residenz, um sich nach 
dem Befinden des hohen Kranken zu erkundigen. In den Kirchen 
wurden Gebete für Erhaltung des geliebten Königs zum Himmel 
gesendet. Aber schon am Vormittage des 10. März endete ein 
sanfter Tod sein Leben. Ganz Bayernland trauerte über den 
Verlust des geliebten Königs, der nur das Glück und Wohl 
seines Volkes angestrebt, und dem dieses so viel zu verdanken 
hat. Sein Name wird stets gesegnet in Bayerns Geschichte 
fortleben. 
256. Ein Blatt auf den Sarg des besten Königs. 
Das war ein Wort, das uns ins Herz geschnitten, 
ein Wetterstrahl in blauer Mittagsstunde — 
„Todt König Maxt“ — so bebt's von jedem Munde 
und heiße Thränen sagten, was wir litten. 
Der Beste todt in seines Weges Mitten, 
den wir geliebt aus tiefstem Herzensgrunde, 
der uns geliebt! — Mit seinem Dolk im Bunde 
ist noch kein König herrlicher geschritten! 
Was Er für Deutschland war in Sturmeswettern, 
was Er uns gab von seinen Gottesgaben, 
goldstrahlend steht's auf der Geschichte Zlättern. 
Und in den Herzen bleibt es eingegraben, 
das schöne Wort, mit en'gen Liebeslettern: 
„Mit meinem volke will ich Frieden habenl!“ 
257. Der deutsch-französische Krieg. 
Am 19. Juli 1870 erklärte der französische Kaiser 
Napoleon III. unter freudiger Zustimmung seines Volkes, 
aber ohne Grund zu blutigem Kampfe, an Preußen 
den Krieg. Die angebahnte Einigung Deutschlands sollte 
verhindert und das linke Rheinufer für Frankreich zu- 
rückerobert werden. Denn daß die Franzosen, welche im 
Krimkriege (1854 — 56) die Russen, im italienischen Kriege 
(1859) die Oesterreicher besiegt hatten, auch die Preußen 
überwinden würden — wer hätte daran zweifeln wollen?
	        
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