Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

26. Moose und Pilze. 27 
han t. Im südlichen Spanien gibt es ganze Quadratmeilen 
andes, wo jeder Pflanzenwuchs unmöglich ist, weil es dort 
kein Wasser gibt, und es gibt kein Wasser, weil die Gebirge 
unbewaldet sind. Du fragst: Was haben damit die Moose zu 
thun? Das sollst du sogleich hören. Die Moosdecke 
unserer bewaldeten Gebirge speichert Wasser zum 
Wachsthume der Bäume auf und ernährt die Quellen 
im Thale. Wenn der Regen in Strömen niederstürzt, so 
sind die Moose gleichsam die Vermittler zwischen Himmel und 
Erde. Sie rusen dem strömenden Regen zu: „Nur gemach, du 
Ungestümer!“ Sie fangen die Fluten des Himmels mit ihren 
Blättchen, die immer durstig sind, auf und lassen das Wasser 
nur tropfenweise durch. Die Wurzeln der Bäume saugen das 
Wasser gemächlich auf, und was der Wald zur Erhaltung nicht 
bedarf, das sickert in der Erde von Stein zu Stein und kommt 
am Fuße des Berges als Quelle zum Vorschein. 
Legst du ein Moospflänzchen zwischen die Blätter eines 
Buches, so wird es nach wenigen Tagen dürr und erstorben 
erscheinen, wie ein Vergißmeinnicht oder ein andres Blümchen, 
das du zugleich eingelegt hast. Aber zwischen diesen getrockneten 
Pflanzen ist ein roßer Unterschied. Das Vergißmeinnicht 
bleibt todt. Das Moos kannst du nach vielen Jahren zu neuem 
Leben erwecken. Sobald du es mit einigen Tropfen Wasser 
beser test, lebt es auf und ist so frisch, wie es einst im Walde 
gestanden hat. 
Die Pilze sind Gewächse, von denen man Gutes und 
Schlimmes sagen kann. In einer großen Zahl derselben kann 
man zerstörende Schmarotzer kennen lernen, welche wie Meuchel- 
mörder über lebende und todte Pflanzen herfallen. 
Es ist schwer, von den Pilzen etwas allgemein Zutreffendes 
zu sagen; denn ihre Formen sind so mannigfaltig, daß das, was 
auf die einen paßt, auf die andern nicht angewendet werden kann. 
Man kennt in Deutschland allein 4000 Arten von Pilzen; 
aber allen fehlt Eines, das uns sonst im Pflanzenreiche 
überall entgegenlacht und unseren Augen so wohl thut, — die 
grüne Farbe. 
Sprechen wir zunächst von einigen Pilzen, die dem Menschen 
lästig, ja gefährlich sind! 
Wenn die Hausfrau Früchte eingemacht (eingelegt) hat, so 
gewahrt sie oft auf denselben einen weißen Ueberzug, ein Pilz- 
räschen. Legt man einen Theil desselben unter das Ver- 
größerungsglas, so zeigen sich zarte Stämmchen, die einen 
niedlichen Pilzhut tragen. Das " der Schimmelpilz, der- 
selbe, der die Gottesgabe des Brotes zerstört. während ein 
anderer Pilz, wie du sogleich hören wirst, beim Backen des 
Brotes eine große Rolle spielt. bo n
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.