Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

40 32. Das wohlriechende Veilchen. 
wickelte Blüten. In diesem Falle verdient die Pflanze ihren 
Namen nicht. 
Pflanzen, welche ähnlich wie die Herbstzeitlose gebaut sind, 
werden Liliengewächse genannt. Zu den Liliengewächsen 
gehören vor allem die schöne weiße Lilie und die Schwertlilie, 
die Tulpe, die Hyacinthe, die Schachblume, die prächtige Kaiser- 
krone, die Narcisse, die Schneetröpschen, das Schneeglöckchen 2c. 
32. Das wohlriechende Veilchen. 
Die Pflanze, die vor uns liegt, ist das wohlriechende Veilchen. 
Wir haben an derselben zu betrachten: den Wurzelstock, die 
Blütter, den Blütenstengel mit der Blüte und die Wurzelsprossen 
oder Ausläufer. 
Der Wurzelstock des wohlriechenden Veilchens ist walzenförmig 
und knotig. Er treibt nach unten zahlreiche Fasern, nach oben 
Blätter, Blütenstiele und Wurzelsprossen oder Ausläufer. 
Die Blätter sind grundständig, d. h. unmittelbar aus der Wurzel 
entspringend, langgestielt, breitherzförmig, gekerbt und mit zarten, 
zerstreuten Haaren besetzt. IIalten wir ein Blatt gegen das Licht, 
60 bemerken wir, dass es stärkere und schwächere Linien durch- 
ziehen. Jene heilsen Nerven, diesc Adern. Der Nerv, welcher 
als eine Fortsetzung des Blattstieles erscheint und die Blattfläche 
in zwei Hälften theilt, heilst Mittelnerv. Die Nerven, welche 
von diesem ausgehen, heilsen Seitennerven. Die Adern bilden 
ein Adernnetz. 
Der eigentliche Stengel fehlt dem Veilchen, oder er ist wenig- 
stens so verkürzt, dass wir ihn kanm bemerken können. Das wohl- 
riechende Veilchen ist also stengellos. Die Blütenstiele, welche 
unmittelbar aus der Wurzel hervorkommen und Schafte bilden, 
sind so lang, oder etwas kürzer, als die Blätter. Sie haben in der 
Mitte zwei fast gegenüberstehende Deckblättchen. Der grüne Kelch 
ist fünf blätterig. Er umschlielst die ebenfalls fünf blätterige Blumen- 
krone. Diese ist dunkelviolett, selten röthlich oder weilt. Von den 
Blumenblättern sind vier gleich grofls, das fünfte ist grölser, am 
obern Rande etwas ausgebuchtet und endigt in einen sackförmigen 
Fortsatz oder Sporn. In der Blüte befinden sich fünf Staubgefüälse 
und der Stempel, welcher die Staubgefälse etwas überragt und eine 
hakenförmig gekrümmte Narbe hat. Die Samenhülle bildet eine 
dreiklappige Kapsel mit nur einem Fache. 
Wir bemerken endlich an der Pflanze die Wurzelsprossen oder 
Ausläufer. Darunter versteht man lange, fadenförmige Stengel, welche 
aus der Wurzel entspringen und auf der Erde hinkriechen. Sie
	        
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