Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1789 bis zum Frieden von Tilsit 1807. (1)

– 207 — 
gezogen werden. Der Entwurf des Gelehrten Klein- 
schrod zu Würzburg für ein Strafgesetz, in welchem 
Verbrechen und Strafen bestimmter gegeneinander ge- 
wogen, und Menschlichkeit und Denkart des Zeitalters 
mehr beachtet waren, wurde dem dffentlichen Urtheile 
zur Prüfung übergeben. 
Noch ward immerdar die edelste Kraft der Nation 
durch kirchliche Unduldfamkeit und mönchischen Geistes- 
zwang gelähmt. Die Gewissen und Geister mußten frei 
gesprochen werden. Gebundene Hand arbeitet schlechter, 
als freie Hand; und der selbstdenkende Mann weiß sich 
da zu helfen, wo der Unwissende verzweifelt. Es ward 
zuerst die Aufhebung der Klöster geistlicher Bettelorden 
(15 März 1802), dann die Aufhebung aller Klbster be- 
schlossen. Damit giengen zahllose Güter aus der todten 
Hand in die Lebendige über, und von den gewonnenen 
Kaufsummen erwuchsen reich Ausstattungen der neu 
eingerichteten hdhern und niedern Schulen. Die Hoch- 
schule Landshut allein erhielt durch Vermehrung ihres 
Vermdgens an 80,000 Gulden jährlicher Einkünfte. Die 
Aufhebung der Klöster, wie wohlthätig sie in ihrem 
Zwecke war, konnte nur durch Eigennutz und Härte ein- 
zelner unwürdiger Beamten am allgemeinen Beifall ver- 
lieren, welche, uneingedenk der menschenfreundlichen 
Weisungen in der Verordnung vom 15ten März 13802, 
die empfangene Gewalt mißbrauchten, und hin und wie- 
der mit empdrender Rohheit zu Werke schritten, wo ih- 
nen Schonung und sirenge Rechtlichkeit zur Pflicht ge- 
macht war. Das ist das schwarze Loos auch der besten 
Fürsten, daß, wenn sie Segen ausstreuen wollen, ver- 
worfene Menschen einen Fluch dazwischen säen. 
So plhtzliche Umschaffungen des bisher Bestandenen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.