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Napoleon Bonaparte, als erster Consul Haupt
des französischen Freistaats, hatte durch Ueberlegenheit an
Macht und staatskluger Gewandheit, eine Gewalt in
den staatsthümlichen Verhältnissen des Welttheils gewon-
neu, wie seltren ein Fürst vor ihm. Nachdem selbst Eng-
land den Frieden zu Amiens eingegangen war, verband
er den schönsien Theil Norditaliens unrer verschiedenem
Vorwand und Namen mit Frankreich, gab er den Hol-
ländern neue Verfassung, und ward er in den bürgerlichen
Unruhen der Schweizer deren Schiedsrichter und Ver-
mittler. Frankreich schien an Macht keinen Nebenbuh-
ler mehr, als England, Napoleon selbst keinen zu ha-
ben, als Pitt, den scharfsichtigen und unbeugsamen
Britten. Der Friede Grosbrittanniens und Frankreichs
war, seiner Natur nach, unhaltbar. Auch erreichte er
kaum die Sauer eines Jahrs. — Jede Widerwärtigkeit
aber, welche Pitt oder die Verkettung der Umstände
dem Oberhaupte Frankreichs bereiteten, verwandelte Bo-
naparte hinwieder in Stufen seines höheren Glanzes
und Ruhms. Es legte Frankreich die Kaiserkrone auf
sein Haupt; er selbst fügte dazu die eiserne des König-
reichs Italiens. Während auf Pitts Wink die brirti-
schen Flotten alle Meere beherrschten, alle Küsten be-
drohten, besetzte auf Napoleon's Geheiß ein franzosi-
sches Heer die Besitzungen des Kdnigs von England im
deutschen Norden, das Kurfürstenthum Hannover. Ja,
eine Flotte von Landungsfahrzeugen ward an den fran-
zösischen Küsten geschaffen, ein Heer am Pas de Calais
versammelt, und der Uebergang gegen das biöher unan-
tastbar geschienene Albion gedroht.
Pitt sah nicht ohne Unruhe die ernsten Bewegun-
gen. Die Gefahr von Großbrittannien zu entfernen, be-