Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1789 bis zum Frieden von Tilsit 1807. (1)

Landesherr und Vater seines Volks, wie sehr Baiern 
eines langen Friedens bedürfe, um wieder zum alten 
Wohlseyn genesen zu köonnen. Gern noch würd“ er seine 
Waffen mit denen des deutschen Kaiserhauses verbunden 
haben, hätt’ er um diesen Preis die innere Stille seines 
Landes und die äußere Sicherheit gegen Kriegsnoth er- 
kaufen können. In diesem Sinne antwortete der Kur- 
fürtt dem Kaiser, und er beschwor das Reichsoberhaupt, 
dem schwerbedrängten Baiern um so mehr eine volle Neu- 
tralität zuzugestehen, als sich sein erstgebohrner Prinz 
wirklich noch in Frankreich, und also in der Gewalt dieser 
Macht befände. 
Wie nun aber wirklich die Vereinigung des baieri- 
schen Heers mit dem dsterreichischen zur Sprache kam, 
und Fürst Schwarzenberg dem baierischen Kriegs- 
volke alle Selbsiständigkeit entziehen wollte, es vereinzelt 
den Heerschaaren Oesterreichs einzuverleiben ganz unbe- 
dingt verlangte: da sträubten sich Selbsigefühl und Ehre 
unwillig gegen die Zumuthung. Die Unterhandlungen 
wurden abgerissen, welche Baiern vor der Welt entwürs 
digen, und einem Bundesgenossen das Loos des besieg- 
ten Feindes zutheilen wollten. 
Inzwischen rückte die bdsterreichische Kriegsmacht un- 
aufhaltsam vor. Erzherzog Ferdinand, und unter ihm 
Feldzeugmeister Mak, ihre Oberbefehlshaber, führten sie 
schon (den Zien September) über den Inn, und ohne 
weitere Anfrage in Baiern hinein. Es schien darauf an- 
gelegt zu sepn, das ganze südliche Deutschland zu über- 
raschen, und im Sturm mit fort gegen Frankreich zu reis- 
seen. Diese Verletzung aller Rücksichten aber, diese Ver- 
letzung des Völkerrechts, und mochte sie auch von der 
Nothwendigkeit geboten seyn, entfremdete dem Hause Oe-
	        
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