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Bernadotte selbst war (2rsten September) in
Wuͤrzburg eingetroffen. Am dritten October sollte von
hier Alles aufbrechen, den naͤchsten Weg nach Noͤrd-
lingen, weil Napoleon vermuthete, Mak werde ihm
entgegen gehen, und in jener Gegend eine Schlacht wa-
gen. Tags vor dem Aufbruch kuͤndete Marschall
Bernadotte dem Generallieutenant Wrede an, wo-
hin der Zug gehe, daß man, auf Befehl des Kaisers,
ohne Ruͤcksicht auf Preußens Neutralitaͤt, das Gebiet
von Ansbach uͤberschreiten, und Wrede mit den Baiern
den Vortrab des Ganzen bilden musse.
Der baierische General erschrack, und suchte mit al-
ter Beredsamkeit den franzdsischen Marschall zu bewegen,
von dieser Verletzung eines neutralen Bodens, oder we-
nigstens davon abzustehen, daß keine Baiern dazu ge-
braucht würden, weil die dankbar persoönliche Anhäng-
lichkeit des Kurfürsten am preußischen Monarchen durch
solche Gewaltthat auf's Bitterste gekränkt würde. Ja der
Kurfürst selbst ließ es nicht an Versuchen fehlen, wenig-
stens zu verhindern, daß keine Baiern an der Spitze
des franzdsischen Heeres ein Land, gleichsam feindlich,
berührten, dessen Landesherr sowohl, als die Vorfahren
desselben, in entscheidenden Augenblicken den Staat von
Baiern vor Untergang bewahrt hatten. Der Marschall
blieb unbeweglich. Er hatte den gemessenen Befehl des
Kaisers; und dem Kaiser schien sehr daran gelegen zu
seyn, eben die zwischen dem preußischen und baierischen
Hause bestandenen Freundschaftsverhältnisse zu zerreissen.
Nichts war mehr zu ändern; die Zeit zu kurz. Sollte
der Souverän von Baiern hier, nahe vor den Schlacht-
tagen, eigenmächtig seinem Sinne folgen; die gesamm-
ten Entwürfe seines neuen Bundesgenossen umstürzen;