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ten Anschuldigungen zu widerlegen, in welchen die oͤster-
reichischen Truppen voll erblichen Nachbargrolls nur die
Baiern anklagten, als wären sie allein die zuchtlosen
Verwüster eines Landes, welches von Feinden und Freun-
den Oesterreichs gleich stark verheert ward.
Kaiser Franz, in der Trauer um das bevorstes
hende Schicksal seiner Hauptstadt, hatte den Feldmar=
schall-Lieutenant Grafen Giulay mit Friedensvorschlä-
gen nach Linz gesandt, wo voch Napoleons Haupt-
gelager Cam gten November) war. Allein die herben
Bedingungen, welche der Sieger vorschrieb: schleunige
Heimkehr der Russen in ihr Vaterland, Entlassung des
ungarischen Aufgebots, Verzichtleistung auf Venedig
und Tirol, — vernichteten den Muth zum Untethan-
deln. Ununterbrochen währte hingegen der alseitige
Zug gegen Wien fort. Schon am 11ten November er-
schien Murat zu Hüttelsdorf vor Wien, den General
Kienmair und dessen schwache Heerschaar verfolgend.
Dort trug man ihm die Schlüssel der von aller Besatzung
verlassenen Hauptstadt entgegen.
An demselben Tage war's, daß Mortier am
linken ODonauufer gegen die Russen bei Stein und Krems
rückte. Im Wahn, er habe es hier nur mit einem Nach-
trabe zu thun, der den russischen Rückzug nach Mähren
decke, war er blos mir der Division Gazan, 4, bis
5,000 Mann stark, von Spitz aufgebrochen. Als er
aber mit geschlossener Kolonne in die auf dem Wege
nach Stein gelegenen Engen eingerückt war, erblickte er
das ganze bei 20,000 Mann starke Heer der Russen in
vortheilhaften Srellungen gegen sich gerichtet. Mor-
tier, statt sich zurückzuziehen vor der Uebermacht, griff
mehr, als kühn, seinen Feind mit furchtbarem Unge-
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