Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1789 bis zum Frieden von Tilsit 1807. (1)

1477.— 
ling (12ten und 15ten November) aufgestellt waren, ver- 
nahm hier die Räumung Tirols, Ney's Einzug in 
Innsbruck, Kufsteins nahen Fall, den Rückzug der 
Erzherzoge Johann und Karl. Daher berief er, sich 
zu stärken, den General Siebein mit dem oten Re- 
giment und dem zweiten Bataillon des 10ten Regiments, 
so wie den General von Karg mir dem bten und 13ten 
Linien-Regiment aus den Umgegenden Salzburgs eiligst 
zu sich; deßgleichen auch die Brigade Mezanelli, mit 
Ausnahme des Bataillons zur Besatzung von Kufstein. 
Am 135ten November, Morgens 11 Uhr, zog Mu- 
rat in Wien ein. Düster schweigend sahen die Be- 
wohner der Hauptstadt den Einzug der Sieger, und ver- 
läugneten auch unter den Bajonetten derselben ihre lie- 
bende Treue für das unglückliche Kaiserhaus nicht. 
Fenseits der Donau stand eine ansehnliche Abtheilung 
österreichischen Kriegsvolks mit aufgefahrenen Batterien 
zur VPertheidigung oder Zerstdrung der Donaubrücke be- 
reit. Beides zu hindern und sich offnen Weg nach Mäh- 
ren zu schaffen, konnte nur der List gelingen; und sie 
gelang. Man wird ungewiß, ob man mehr über die 
Verwegenheit der franzdsischen Feldherren, oder über die 
leichtgläubige Gutmüthigkeit des österreichischen Generals, 
der dort befehligte, erstaunen soll. Denn die Marschälle 
Murat und Lannes, General Belliard und andere, 
begaben sich keck zum dsterreichischen Befehlshaber, und 
verkündeten, daß zwischen Frankreich und Oesterreich nicht 
nur Friede, sondern selbst Bund geschlossen sey. Meh- 
rere Briefe, die bei den Oesterreichern eingegangen wa- 
ren, schienen die Ankündigung zu bestätigen. Der dster- 
reichische General befahl, der allgemeinen Warnung sel- 
ner Offiziere entgegen, nicht allein die Donaubrücke nicht
	        
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