— 8 —
Die dem Landesherrn ertheilte neue Wuͤrde eines Groß-
herzogs hatte nur Vergroͤßerung seines Wehrstandes bis
auf 10,000 Mann und neue Last des schwerbedrängten
Volks zur unmittelbaren Folge. Was Napoleon sei-
nen Bundesgenossen verlieh, schienen nur Hülfsquellen
zu bleiben, die er sich selbst vorbehielt, deren Verwal-
tung aber, und das Gehässige derselben, er denen über-
ließ, die er seine Freunde nannte. Als Hülfsgquellen
solcher Art betrachtete er auch das neue Großherzogthum
Wuürzburg, so wie die Staaten des Chur-Erzkanzlers,
denen er die Reichsstadt Frankfurt zugesellte, indem er
ihr eine vielhundertjährige Freiheit raubte.
Das Kdnigreich Baiern theilte mit allen diesen Län-
dern das Loos, im Frieden keines Friedens zu geniessen.
Große Strecken des schwäbischen und baierischen Ge-
biets lagen vom vergangenen Feldzuge verheert; die Ein-
wohner dem tiefsten Elende preis gegeben. Die unge-
heuren Durchzüge der Truppen dauerten fort; pestartige
Nervenfieber folgten und schwächten die Bevblkerung.
Bei dem allen blieb ein Theil vom Corps des Marschalls
Bernadotte im Furstenthume Bamberg eingelagert,
das Corps des Marschalls Davoust im ganzen Nie-
derschwaben und Eichstädtischen, Marschall Ney im gan-
zen Oberschwaben, Marschall Soult in Niederbaiern,
im Fürstenthume Passau und in der Oberpfalz. Alle
Unterstützungen an Getreide und Geld, sowohl von Sei-
ten der Regierung, als selbst von Seiten Frankreichs,
waren für das Bedürfniß unzureichend. Der menschen-
freundliche Kdnig leistete überall persdnlich, was er ver-
mochte, das grenzenlose Elend zu mäßigen. Er ver-
mochte es nicht; aber mitten im Leiden schloß sich das
Herz seines Volkes ihm fester an.